Vor einiger Zeit sah ich ein Video im Internet, welches mich tief beeindruckte. Es war ein Zusammenschnitt zufällig entstandener Aufnahmen von Überwachungskameras, die zeigten, wie Menschen anderen Menschen halfen - also an sich das große Thema Zivilcourage. Ich sah in diesem Video, wie verschiedenste Personen für wildfremde Menschen aufs Gleis sprangen, um sie vor einem einfahrenden Zug zu retten. Oder auch einfach nur mit ihren Autos bremsten und dann ausstiegen, um alten Leuten über die Straße zu helfen. Inspiriert von den Eindrücken, die ich durch dieses Video gewann, begann ich darüber nachzudenken, ob es wohl viele solch gute Menschen auf der Welt gab.
Was machte einen guten Menschen aus, was einen schlechten?
Wachte man eines Tages auf und war, wer man zu sein hatte oder veränderte einen jede einzelne Entscheidung, die man irgendwann zu treffen hatte?
Wenn es also ganz schwarz-weiß gedacht gute und schlechte Menschen auf der Welt gab - zu welcher Kategorie gehörte ich?
Vor drei Tagen war ich mit meiner Familie beim Einkaufen. Im vollen Supermarkt schlenderte ich auf das Regal mit den Molkereiprodukten zu, als mir auf dem Boden vor mir etwas auffiel. Ein Bündel Geldscheine.
Ich nahm es an mich und sah mich suchend um. Doch niemand in meiner näheren Umgebung klopfte seine Taschen ab oder wühlte hektisch im Geldbeutel.
Ich ging mit meinem Bündel zur Filialleitung, um den Betrag - exakt hundert Euro - dort abzugeben. Der Leiter der Filiale war sehr überrascht; so hohe Geldbeträge würden zwar ab und an verloren, aber nie abgegeben werden. Er schrieb sich meine Daten auf und versprach mir, sich zu melden, sollte jemand nach dem Geld suchen.
Es dauerte nicht lange. An der Kasse bemerkte der Verlierer seinen Verlust und fragte sofort bei der Filialleitung nach, ob bereits jemand das Geld abgegeben hätte. Wir waren noch im Geschäft und so kam der Geschädigte zu uns, um sich überschwänglich zu bedanken. Ich kannte ihn aus unserem Ort, wusste, er hatte sowieso nicht viel zum Leben. Das Geld war frisch aus dem Bankautomaten gezogen und dann in die Hosentasche gestopft worden. Und so war es irgendwann aus besagter Tasche gefallen.
Sicher bin ich durch das Aufzeigen des Geldfundes jetzt nicht mit einem Schlag ein besserer Mensch. Aber diese ehrliche, ungläubige Freude im Gesicht des Mannes...ich hatte ihm seinen Tag gerettet. Daran werde ich mich noch lange erinnern.