Sonntag, 29. Juli 2012

How I Met Your Father - Part II

Kinder, nach der für mich schmerzhaften Trennung von meinem ersten Freund, wollte ich mich eigentlich lange Zeit auf nichts neues einlassen. Aber wie es so ist im Leben - es kommt immer anders, als man denkt. 

In dieser Zeit chattete ich viel im Internet. Da lernte ich einen netten Jungen kennen. Er war knapp ein halbes Jahr älter als ich und wir verstanden uns auf Anhieb super. Allerdings trennten uns knapp vierhundert Kilometer. Und wie sollen zwei mittlerweile fünfzehn Jahre alte Teens diese vierhundert Kilometer überwinden?

Doch irgendwie schafften wir es, unsere Eltern zu überreden und so trafen wir uns. Und trotz der weiten Distanz wurde aus uns ein Paar. 

Wir verbrachten ganze Nächte im Internet oder telefonierten stundenlang. Wenn unsere Eltern im Bett waren, gehörte die Zeit uns. Die Telefonrechnungen stiegen in astronomische Höhen - damals hatten eure Großeltern noch keine Flatrate beantragt, was sie dann aber schleunigst nachholten - und in dem halben Jahr, in dem wir zusammen waren, trafen wir uns etwa vier Mal. 

Und trotzdem reichte es nicht. 

Die Sehnsucht wurde immer größer. Die spärlichen Besuche, die kurze Zeit, die man sich sah im Gegensatz zu den Stunden, die man verpasste - es funktionierte nicht. Und so beschlossen wir nach sechs Monaten, uns zu trennen. Nicht, weil keine Gefühle mehr dagewesen wären. Sondern weil diese Gefühle sich nicht mehr gut anfühlten. Sie waren irgendwie immer mit Schmerz  verbunden. 

Aber wir behielten uns über die Jahre hinweg im Auge. Wir schreiben uns immer noch E-Mails und tauschen uns über unsere Leben aus. Von allen Personen, die ich in meinem Leben getroffen habe, ist er ein Mensch, der geblieben ist. 
Ich würde euch gerne noch mehr erzählen, aber ich muss langsam anfangen, das Mittagessen vorzubereiten. Ihr macht gerade einen laaaaangen Spaziergang mit eurem Vater. Mal sehen, ob ich fertig bin, bis ihr wieder kommt ;)

Freitag, 27. Juli 2012

Dorfklatsch

Vor drei Wochen löste ich endlich meinen Gutschein für eine Maniküre beim örtlichen Kosmetikstudio ein. Den hatte ich nun schon seit drei Jahren, es wurde also langsam knapp. Als ich mit der Kosmetikerin ins Gespräch kam, stellte sich heraus, dass sie die ehemalige Schwiegertochter einer gemeinsamen Bekannten war. Diese Bekannte führt ein Restaurant, in welchem wir 2009 unsere Hochzeit feierten. Doch die Feier lief leider etwas aus dem Ruder, weil die Wirtin aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen noch eine zweite Hochzeit angenommen hatte. Seitdem waren wir nicht mehr dort, obwohl die Familie meines Mannes zu den Stammgästen gehört hatte. Dies erzählte ich nun der Kosmetikerin, wir redeten kurz darüber und widmeten uns dann wieder anderen Themen. 

Gestern unterhielt ich mich mit meinem Schwiegervater über das Landleben. Er belächelte meine Meinung, ich wäre auch nach über drei Jahren noch fremd hier im Ort und niemand würde mich kennen.
"Das meinst du nur!", sagte er. "Wenn du mit den Kindern durch die Innenstadt gehst, weiß jeder, wer du bist. Solche Dinge sprechen sich immer schnell rum. Die Leute erzählen dich alles. Leute, die du nicht mal kennst, wissen viele Dinge von dir - und das nur durch den Dorfklatsch."
Ich tat seine Bemerkung ab und dachte nicht mehr daran. 

Heute ging ich dann durch die Innenstadt. Wir kamen beim Schuhgeschäft vorbei und da der Große für den Kindergarten noch ein Paar Hausschuhe braucht, schlenderten wir hinein. Ich war kaum bei den Kinderschuhen angekommen, da stolperte ich mitten in die lautstarke Unterhaltung zwischen zwei Frauen an der Kasse über das neue Geschäft in der Nähe.
..."da gibt es unter anderem auch Essig und Öl!"
"Und die Besitzerin ist dann die, der auch das Kosmetikstudio gehört?!"
"Ja, die leitet das Geschäft zusammen mit ihrem Freund."
"Ach, sind die nicht verheiratet?" Der Tonfall ist missbilligend.
"Neihein."
"Waaaaas?" Nun klingt die Dame aufrichtig empört.
"Sie ist doch geschieden!"
"Tatsächlich!?" Es wird nach Luft gejapst.
"Ja, und aus dieser Ehe stammt sogar ein Kind!"
"Das wusste ich ja gar nicht. Ist ja allerhand!" Der Kopf wird ungläubig geschüttelt.
"Ja, weißt du denn gar nicht, mit wem sie damals verheiratet war?"
"Erzähl!" Gespannt beugt sich die Zuhörerin über den Tresen.
"Mit dem Sohn der Wirtin vom Ausflugslokal!"
"Was, diiie beiden waren mal verheiratet?"
"Das hat aber nicht lange gehalten. Weißt du, was die Wirtin sich erlaubt hat? Hat einmal zwei Hochzeiten gleichzeitig ausgerichtet!"
"Im Ernst!?!?!?!?"
"Ja! Obwohl sie dem einen Paar schon zugesagt hatte, hat sie noch eine zweite Hochzeit angenommen. Ist doch unglaublich, oder?!"
"Ja, wirklich uuuunglaublich!"

Ich stand mit schief gelegtem Kopf neben meinen Kindern und hörte den beiden zu. Witzig, wenn man die traurige Geschichte der eigenen Hochzeit von zwei fremden Frauen noch einmal hört. Ohne dass diese wissen, dass die Braut, der das passiert ist, direkt hinter ihnen steht.

Donnerstag, 26. Juli 2012

How I Met Your Father - Part I

Kinder, als ich vierzehn Jahre alt war, hatte ich meinen ersten richtigen Freund. 
Mit ihm war es eine ganz langsame Sache gewesen. Erst wollte er und ich nicht, dann wollte ich aber er hatte eine Freundin. Endlich aber war es soweit: wir fanden zusammen. Er war achtzehn Jahre alt und hatte ein Auto. Eine Tatsache, die mir sehr imponierte. 

Eure Großeltern reagierten auf diese Tatsache eher verstört. Sie wollten nicht, dass ich schon einen Freund habe und mochten ihn nicht. Dabei ging er aufs  Gymnasium und war auch sonst kein schlechter Kerl. Ein bisschen trottelig vielleicht, wie ich rückblickend finde. Aber auf eine liebenswerte Art und Weise.
Wenn er bei uns übernachtete, schlief er im Wohnzimmer auf der Couch. Wenn wir untertags in meinem Zimmer waren, kam alle fünf Minuten jemand zum Kontrollieren ins Zimmer. Nicht, dass ich etwas unanständiges im Sinn gehabt hätte. Für derlei fühlte ich mich mit vierzehn noch viel zu jung. Ich hoffe, ihr seht das eines Tages auch so. 
Doch mein hormongesteuerter Freund sah das anders. Er war achtzehn und wollte etwas erleben. Ich konnte weder mit in die Disco noch in Filme ab 16. Und so kam, was kommen musste. Nach nur knapp einem Monat trennte er sich von mir, weil ich ihm zu langweilig war. Und ich litt. Ich litt unsagbar. 
Eure Großeltern sagten nichts. Bestenfalls, ich solle mich nicht so anstellen. Oft wirkten sie mit der Pubertät von mir und eurer Tante eher überfordert. Wir hatten und haben den Eindruck, nicht über alles mit ihnen reden zu können. Ich hoffe, zwischen uns wird das eines Tages anders. 

Was aus meinem Freund geworden ist, fragt ihr euch vielleicht? Nun, es geht ihm gut. Wir haben keinen Kontakt mehr, aber soweit ich weiß, hat er einen soliden Job als Rechtsanwalt und ist verlobt. Einmal bin ich ihm begegnet. Er hatte seine Verlobte dabei und ich euren Vater. Ich habe ihn angelächelt, doch  er hat mich nicht mehr erkannt. Ich sah, wie er sich überlegend zu uns umdrehte, doch ich nahm nur die Hand meines Mannes und ging der Vergangenheit davon.

Mittwoch, 25. Juli 2012

And the beat goes on..

So, nun legt noch der Große nach. Mittags wollte er kein Essen und da es seine Leibspeise gab, war mir schnell klar, dass da etwas nicht stimmte. 
Nachmittags waren wir beim Einkaufen für den Geschenkkorb, den ich für meine beste Freundin und deren Dauerfreund herstelle. Am Wochenende sind wir auf dessen Geburtstagsparty eingeladen und wollen es wagen: die Kinder bei den Großeltern parken und alleine hinfahren. 


Andere Eltern machen das ständig. Meine Freundinnen hier nehmen sich öfters mal "frei". Davon aufgepeitscht bat ich letztens meine Schwiegermutter, doch zu dem Anlass "der-Dauerfreund-meiner-besten-Freund-hat-Geburtstag-und-wir-sind-eingeladen" die Kids zu hüten. 

Gut, "bat" ist vielleicht das falsche Wort. Wenn ich mich recht entsinne, stachelte ich sie an. "Ich könnte die Kinder ja auch bei euch lassen, aber das wird dir bestimmt zu viel" oder so ähnlich. Auf jeden Fall hat es funktioniert und der Plan steht. 
Und ausgerechnet jetzt fängt der Große zu fiebern an. Hoffentlich ist das nur eine kurze Reaktion auf den Schnupfhusten, den er momentan hat und nichts längeres. Sonst wird das mit dem Ausflug zu zweit nichts und wir müssen die kranken Kids mitnehmen. Denn auf kranke Kids aufpassen, das traut sich die Schwiegermutter nun wirklich nicht zu. 

Momentan habe ich nicht viel zum Ausgleich des Mutterdaseins. Mein Mann werkelt in Haus und Garten und ich unternehme wie üblich alles alleine mit den Kids. Natürlich profitiere auch ich davon, wenn das Haus hier immer schöner wird, aber auf der anderen Seite hätte ich auch gerne mal eine Pause. Einfach mal etwas Zeit für mich alleine oder beispielsweise nach einem Jahr mal wieder eine Woche durchschlafen. Aber all das kann ich nicht beeinflussen. 
Die meiste Zeit liebe ich das Mutterdasein. Die Nähe, die Freuden, die vielen schönen Momente. Aber trotzdem gibt es noch mich als Person. Und die möchte auch manchmal unter der Oberfläche hervor brechen.
Mal sehen, ob das am Wochenende klappt. Oder ob mir die Kids ungewollt wieder einen Strich durch die Rechnung machen.

Dienstag, 24. Juli 2012

Partylaune und was davon übrig bleibt

Falls die geneigten Leser sich fragen, wo ich die letzten Tage steckte, kann ich beruhigen: nein, ich bin nicht immer noch verkatert von der Geburtstagsfeier meines Mannes. Der Grund ist längst nicht so schnell vorbei: ein krankes Baby. 
Es begann Sonntag mit grundlos hohem Fieber. Also suchten wir gestern den Kinderarzt auf. Diagnose: Harnwegsinfekt. Zehn Tage Antibiotikum. Durchwachte Nächte und quasi kein Mittagsschlaf. Ich gehe auf dem Zahnfleisch. Dabei wollten wir den Kleinen nun schön langsam aus dem Schlafzimmer ausgliedern. Doch daran ist im Krankenstand natürlich nicht zu denken.

Der Geburtstag aber war sehr lustig. Wir hatten ja alles gegrillt, was man so grillen kann und dazu neben Brot etwa acht verschiedene Salate angeboten. Erst wollte meine Schwiegermutter einen mit mir zwitschern, danach meine extra angereiste beste Freundin und so ging es den ganzen Abend. Ich reichte gutgelaunt die Nachspeisen, unter denen sich auch eine Mousse au Chocolat befand. Ich häufte meinem Schwiegervater eine große Portion auf den Teller, welche dieser missmutig ansah.
"Was ist denn?", wollte ich wissen. "Schmeckt's dir nicht!?"
"Ich mag das schwarze Zeug nicht!", kam es vom im-Essen-Rumstocherer. 
Ich zuckte sektselig die Schultern und sagte unbeschwert: "na, dann stell dir doch einfach vor, es wäre rosa!"
Oh Gott. Das wird mir bestimmt in fünf Jahren noch vorgehalten. 

Für mich endete die Party erst um halb 2 Uhr nachts. So lange saß ich vor dem noch glühenden Grill mit meiner Schwester beim Ratschen. Insgesamt haben wir fünf Kinder, da ergibt sich nicht oft die Gelegenheit für tiefsinnige Gespräche. Die meisten unserer Themen sind sowieso nicht kindertauglich. Und da wir tagsüber nicht dazu kamen, unterhielten wir uns eben nachts.

Da ich gestern nicht dazu kam, räumte ich heute alles auf. Die zahlreichen Geschenke mussten an Plätzen verstaut werden, die den Kindern nicht zugänglich sind. Geliehenes Besteck und geborgte Schüsseln, die einst Leckereien enthielten, müssen dem Besitzer zurück gegeben werden. Die Geschirrspülmaschine, die seit Samstag quasi dauernd lief, darf sich heute mal ordentlich ausruhen. Und später werde ich als Dankeschön für die ganzen Helfer noch einen Käsekuchen backen. Mein Mann kommt schon in etwa zwei Stunden nach Hause und hat dann den Rest der Woche frei. Klingt alles eigentlich insgesamt ziemlich gut, finde ich. Jetzt müssen nur noch die Nächte wieder besser (oder in unserem Fall: wenigstens gewohnt mies) werden und ich bin wieder glücklich. 

Mittwoch, 18. Juli 2012

Kinderbesuch

Gestern mittag hing ich noch krankheitsleidend auf der Couch, als ich eine SMS bekam. Eine Mutter vom Stammtisch schrieb mir, ob wir uns nicht treffen wollen. Wie ja bereits erwähnt gestaltet sich der Kontaktaufbau bei uns hier im Ort zu anderen Mütter eher schwer, deswegen wollte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich lud sie also mit ihren beiden Kindern zu uns ein. 
Wir vereinbarten als Uhrzeit fünfzehn Uhr. Mir blieben also drei Stunden, um das ganze Haus zu putzen. Das obere Stockwerk zumindest sparte ich mir, da die Kinder sowieso im Wohnzimmer spielen würden. Das machte die Sache einfacher. 
Ich wusste nicht, was ich anbieten sollte, also kochte ich Früchtetee vor (Saft war aus und es regnete, also wollte ich nicht zum Einkaufen gehen) und ließ ihn abkühlen. Dann buk ich noch schnell lustige, bunte Zitronenmuffins für die Kids. Dann richtete ich die Jungs hübsch her und hielt mich ab 14:55 Uhr in Wartehaltung. 
Sie kamen um halb 5. 

Es war dann ganz nett, den vier Kindern beim Wuseln zuzusehen. Die Mütter saßen dabei, unterhielten sich und pickten Muffinbrösel auf. Mein Mann kam, für den ich gestern ein schnelles Risotto gezaubert hatte. Nun gesellten sich die Besuchskinder ins Esszimmer und hauten richtig rein. Die Mutter wurde ganz verlegen, aber ich kannte das Phänomen: bei anderen schmeckt's eben immer interessanter. Und so blieb wenigstens nichts übrig!
Nach zwei Stunden verschwanden unsere Gäste mit einer Gegeneinladung wieder hinaus in den strömenden Regen. Die Muffins waren verputzt und ich konnte gleich noch mal saugen, um wieder halbwegs Ordnung zu schaffen. 

Heute geht's mit der Action weiter: morgen hat mein Mann Geburtstag und ich bin schon den ganzen Tag auf den Beinen, um Kuchen vorzubereiten und Würstchen für's abendliche Grillen einzukaufen. Abends falle ich bestimmt wieder todmüde ins Bett, wie momentan so oft. Wäre schön, wenn das bei den Kindern auch so wäre, aber die haben halt doch mehr Energie als ich. Na ja, in zehn Jahren, wenn der Kleine durchschläft, lache ich bestimmt drüber. 
Hoffe ich zumindest.

Dienstag, 17. Juli 2012

Wenn Mama krank ist..

Irgendwie habe ich mir den Magen verdorben. Seit zwei Tagen kann ich nichts anderes bei mir behalten als Brot und Wasser. Die Nächte sind durchwacht und von Sprints ins Badezimmer geprägt. Dem Rest der Familie geht's glänzend, was so richtig schön ätzend ist. 

Die Kinder sind laut. Da ich die einzige bin, die hier aufräumt, sieht es nach zwei Tagen ohne mein emsiges Entgegenwirken bei uns aus, wie bei den Hottentotten. Ich gehe also mit den Kids ins Bad und putze uns allen die Zähne. Sie scheinen friedlich, also nutze ich die Gelegenheit, um sich am Boden befindliche Kleidungsstücke aufzuklauben. Ich habe mich gerade umgedreht, da gibt der Große Alarm: der Kleine hat sich die Klobürste geschnappt!
Da ich etwas überreizt und vermutlich auch dehydriert bin, ist Pädagogik nicht mehr möglich. Wie soll man auch ruhig erklären, dass eine Klobürste nicht in niedliche kleine Babyhände gehört, wenn einem eher der Sinn danach steht, wie eine Irre zu schreien und sich die Haare vom Kopf zu reißen?!
Das Baby wird ins Bett gesetzt. Dies geht natürlich nicht ohne lautstarken Protest. Ich notierte Kopfschmerztabletten zu der Liste von Medikamenten, die ich brauche, um über den Tag zu kommen. Zumindest ohne ständig ins Bad zu rennen. 
Der Große flitzt nackt übers Stockwerk. Wann ist das denn passiert!? Gerade eben war er doch noch im Schlafanzug. Die einzelnen Teile jenes Kleidungsstücks sammle ich auf dem Weg zu seinem Zimmer ein. Jetzt ist er schon mal nackt, jetzt wird er auch gleich angezogen. Dann ist wenigstens einer schon mal fertig. 
Zurück zum Baby. Wütend schüttelt er die Fäustchen. Ich nehme ihn aus dem Bett und platziere ihn auf dem Wickeltisch, um auch ihn für den Tag anzukleiden. Er ist aber immer noch sauer auf mich und tritt wild um sich. Dabei trifft er den schmerzenden Bauch und mir wird augenblicklich schlecht. 
Wieso wollte ich doch gleich noch mal Kinder?
Endlich ist jeder angezogen. Wir gehen wieder nach unten und schauen aus dem Fenster. Es hat zu regnen begonnen. Klasse, jetzt können wir nicht mal raus gehen. In zwei Tagen hat mein Mann Geburtstag und ich habe noch nichts eingekauft. Herrlich.
Das Telefon klingelt. Die Uroma der Kids ruft an. Ob sie vorbei kommen kann, fragt sie. Jaaaaaaa! Der Tag wird ja doch noch. Ihr Besuch wird mir die Zeit geben, Wäsche zu sortieren und die Betten neu zu beziehen. Und der Rest? Der wird sich hoffentlich noch irgendwie finden. 

Montag, 16. Juli 2012

Impressionen aus dem Kindergarten

Letzte Woche hatte der Große einen Probetag im Kindergarten. Wir brachten ihn hin, verabschiedeten uns voneinander und holten ihn zwei Stunden später wieder ab. Wie uns die Kindergärtnerin versicherte, hatte er nicht geweint oder nach uns gefragt, alles sei bestens gelaufen. 

Zuhause setzten der Große und ich uns dann an den Tisch und machten bei einer Zwischenmahlzeit bestehend aus Weintrauben eine Nachbesprechung, die in etwa so ablief:
"Also Großer, hat es dir heute gefallen im Kindergarten?!
"Ja!"
"Magst du wieder hingehen?"
"Ja."
"Hast du nette Kinder kennen gelernt?"
"Ja."
"Und, wie haben die geheißen? Kennst du deren Namen?"
"Der Junge hat Leo geheißen!"
"Das ist aber ein schöner Name. Und, was hast du mit dem Leo gemacht?"
"Der hat mich hochgehoben auf seinen Arm!"
"So?! Ist der Leo denn schon so groß!?"
"Der ist schon ganz groß."
"Und dann hat er dich irgendwann wieder runtergelassen?"
"Nein. Ich bin auf den Boden gefallen."
Ach du liebe Güte. Und ich war nicht da, um ihn zu trösten!
"Oh Schreck. Was hat denn da die Erzieherin gesagt?"
"Die hat gesagt: Leo, der kriegt ein Loch im Kopf, wenn du ihn so fallen lässt!"
Aha. Klang jetzt aus Sicht der Pädagogin irgendwie ganz anders, der Tagesverlauf. Diese Begebenheit zum Beispiel hat sie gar nicht erzählt. 

Viel hat er sonst nicht erlebt, der Große. Gesungen haben sie im Stuhlkreis, aber da wollte er nicht mitmachen, das war ihm zu laut. Eine kleine Schultüte mit Süßigkeiten hat es als Mitgebsel gegeben, die verputzen wir auf den Schreck jetzt auch gleich noch.
Aber insgesamt denke ich, wird es ihm dort gut gefallen. Das Zimmer ist groß und auch die Spielsachen sind ganz nach seinem Geschmack. Mein Herz blutete zwar ein bisschen, als er sich einfach davon machte und ich nur noch seinen Ärmel in der Spielburg verschwinden sah. Aber ich weiß ja, dass es viel schlechter laufen könnte und es so am besten ist, wenn ihm die Trennung keine Angst macht. Ich habe ja noch den Kleinen. An dem kann ich mich noch zwei Jahre fest klammern.

Samstag, 14. Juli 2012

Stammtisch

Vor einiger Zeit war ich mit dem Großen in einer Kinderspielgruppe. Ich dachte, dort lernen wir andere Mütter und Kids kennen, wir kannten hier ja niemanden, als wir herzogen. Also außer der Verwandtschaft meines Mannes und seinem alten Freundeskreis. Aber Mütter mit Kindern waren da nicht dabei. 
Also freuten wir uns auf das erste Treffen. Um dann festzustellen, dass sich ausnahmslos alle anderen Mütter bereits kannten. 
Natürlich unterhielten sie sich angeregt. Ich saß daneben und hörte zu oder rannte dem Großen hinterher, der sich irgendeinen verbotenen Unfug ausdachte, um mich fit zu halten. Trotzdem versuchte ich mich immer wieder in Gespräche einzubringen und hörte ihnen ein wenig niedergeschlagen zu, wenn sie sich über eines ihrer privaten Treffen unterhielten, zu dem ich nicht eingeladen worden war.
Nach dreißig Einheiten ging der Kurs zu Ende. Ich gab es auf und dachte, ich würde eben nie in diesen erlesenen Kreis hinein kommen. Da geschah es ganz unerwartet: sie luden mich abends zum Müttertreff ein. Das heißt, etwas essen gehen und über die Kinder herziehen. 
Dabei sind wir geblieben. Mit einer der Mütter treffe ich mich mittlerweile öfters, unsere Kinder sind gleich alt und wir wohnen in der gleichen Gegend. Gestern war es jedenfalls wieder so weit. Mit meiner Freundin betrete ich die In-Kneipe, in die es diesmal geht. 
Wir bestellen Cocktails und unterhalten uns. Danach bestellen wir noch eine zweite Runde und unterhalten uns noch besser. Wir tauschen lustige Anekdoten über die Kinder und die Herausforderungen, die sie so mit sich bringen, aus, sprechen über das für uns bald beginnende Kindergartenjahr und reden über gemeinsame Bekannte. 

Die Rechnung für den doch recht süffigen Abend bekomme ich heute morgen Punkt 6 Uhr. Der Kleine ist schon wach und macht hohe Kreischlaute, um auf sich aufmerksam zu machen. Ist der sonst auch immer so laut!?
Ich schleppe mich aus dem Bett und mache der Rasselbande Frühstück. Der Große redet heute auch furchtbar laut. Und mein Mann schnäuzt sich in einer Lautstärke, dass er locker als Benjamin Blümchen durchgehen könnte. 
Ich richte mein verquollenes, inneres Auge auf das Bett und beginne, die Stunden zu zählen, bis ich wieder schlafen gehen kann. Sieht momentan nicht gut aus. 
Mein Mann betrachtet mich mitleidslos. 
"Und, wie war der Abend gestern?", fragt er schließlich.
"Gut. Feuchtfröhlich", antworte ich. 
"Ach, hast du ein bisschen zu viel getrunken!?", fragt er mich süffisant. Das kann ich ja gleich gar nicht leiden. Wenn er abends mit seinen Freunden weg war, schläft er am nächsten Morgen prinzipiell aus. Ich habe dieses Privileg nicht. Dem zeig ich's.
"Ach weißt du", antworte ich gedehnt und lehne mich in meinem Stuhl zurück, "an so viel kann ich mich eigentlich nicht mehr erinnern. Ab dem zweiten Mal, wo ich mit meiner Freundin zum Tanzen auf den Tisch gestiegen bin, ist alles ziemlich verschwommen."
Ha, das hat gesessen. Jetzt schaut er aber blöd. Das gönne ich ihm nun so richtig. 

Ich stand natürlich nicht zum Tanzen auf einem Tisch. Aber das braucht er ja erst mal nicht wissen ;)

Donnerstag, 12. Juli 2012

Der gestrige Nachmittag

Gestern war es endlich mal nicht mehr ganz so heiß, sodass wir uns nachmittags vor die Tür wagten. Planlos spazierten wir los - ich hatte kein festes Ziel vor Augen. Einkaufen mussten wir nicht, nach unserem Stammspielplatz war uns aber irgendwie auch nicht. Also machten wir einfach eine großzügige Runde durch die Stadt, kamen beim Kindergarten vorbei und wollten dann durch den Park zurück nach Hause gehen. 
Wir nahmen eine andere Abzweigung als sonst und landeten so beim Wasserspielplatz. An dem waren wir zuvor immer nur vorbei gegangen mit dem Gedanken: den heben wir uns für den Sommer auf.
Der Große trug gestern passenderweise Gummistiefel, also dachte ich, er könne ein Runde durch das warme Wasser laufen. Denkste! Begeistert setzte er sich vollbekleidet in den Wasserlauf. Argh. Ich hatte natürlich keine Wechselkleidung dabei. Also zog ich ihn kurzerhand aus, legte die Klamotten zum Trocknen in die Sonne und setzte mich mit dem Kleinen auf einen Stein. Während wir zusammen Kekse futterten, rannte der Große durchs Wasser. Mit einem Becher schüttete er Wasser hin und her und lachte laut, als er auf dem sandigen Untergrund den Halt verlor und ins Wasser plumpste. Keiner kam vorbei, wir waren nur zu dritt in der Sonne. 
Ich saß da, drückte den Kleinen an mich und atmete seinen flüchtigen Babygeruch ein, der schon im Übergang zum Kleinkindduft ist, beobachtete stolz den Großen und dachte: das hier ist der beste Job der Welt. So viele kleine, aber schöne Glücksmomente hatte ich in meinem Berufsleben bisher nicht. Von meinem Vorstellungsgespräch kam zwar bisher keine Absage, aber ich wäre nicht traurig, wenn es nicht klappen würde. Der Kleine ist jetzt bald ein Jahr alt und wo ist dieses Jahr hingekommen? Nur noch zwei Jahre und auch er geht in den Kindergarten. Die Zeit vergeht so schnell. Genauso schnell wird es gehen, bis die Kinder ihre eigenen Wege verfolgen. Dann werde ich alleine am Wasserspielplatz vorbei gehen und mich bestimmt das eine oder andere Mal an diesen schönen Nachmittag zurück erinnern. 
Die Zeit ist so kostbar. Ich werde versuchen, das beste aus ihr zu machen!!

Mittwoch, 11. Juli 2012

Ich will doch nur spielen...

Gestern wollte der Große nach dem Essen noch in den Spielturm mit Rutsche gehen, der vor dem McDonald's, in dem wir waren, stand. Darin waren drei circa ein Jahr ältere Jungs - Drillinge. Sie spielten im Turm. Unerschrocken kletterte der Große die Leiter nach oben zu den Jungs und sagte freundlich hallo. Die Jungs musterten ihn und sagten dann, der Turm sei gesperrt. Er könne dort nicht spielen. Mein Großer fragte, wieso der Turm gesperrt sei. Daraufhin sagte der eine Junge nur: "Du Pupser."
Ich als Elternteil hielt mich raus, zumal der Große es gar nicht richtig mitbekommen hatte. So schlimm fand ich das Wort an sich nicht, wohl aber die Tatsache, dass der Junge es gesagt hatte, obwohl der Große ihm nichts getan hatte, sondern freundlich war. 
Ich sah, wie der Vater zu den Jungs geschlendert kam, der zuvor im Schatten gesessen hatte. Er sprach eindringlich leise Worte zu seinen Söhnen, ich hörte heraus, dass sie freundlich zu meinem Großen sein sollten statt ihn blöd anzureden. 
Der Vater entfernte sich wieder. Was machten die Jungs? Sprachen sich kurz ab (Rudelbildung) und schrien dann ihrem Vater circa zehn Mal dreistimmig "du Pupser" hinterher. 
Sprachlos verfolgte ich das Geschehen. Der Vater ging weiter, so als wäre nichts und setzte sich gemütlich wieder hin. Ich als Elternteil hätte mir eine so lautstark geäußerte, bestimmt nicht schmeichelhaft gemeinte Namensgebung nicht gefallen lassen. Wir wären sofort nach Hause gefahren und hätten vermutlich den ganzen Nachmittag damit zugebracht, zu lernen, wieso man andere Leute - vor allem Respektspersonen wie den eigenen Vater - nicht Pupser nennt. 
Andere Eltern, andere Sitten. Mein Großer blieb ungetrübt freundlich, sagte noch lieb "tschüß Kinder!", als wir gingen (worauf die Jungs nicht reagierten) und sang im Auto trotzdem vor sich hin. Nur ich war irgendwie traurig, auch wenn ich weiß, dass es im Kindergarten mit Kraftausdrücken oder sogar Prügeleien erst so richtig los geht. Wer weiß, was der Große bald für unschöne Worte in den Mund nimmt, die er von mir bestimmt nicht gelernt hat. So ist das eben. 
Hach ja, Kinder. Wer weiß, was da noch alles auf uns zukommt. 

Dienstag, 10. Juli 2012

Happy Birthday, Mama

Ich habe Geburtstag. Um mir eine Freude zu machen, wecken die Kinder mich extra früh auf. Bestimmt, um so länger mit mir feiern zu können. 
Der Große fährt dem Kleinen mit dem BobbyCar über den Fuß. Ich schimpfe heute nicht, sondern tröste das   (meiner Meinung nach) unverletzte Baby, für das natürlich trotzdem gerade die Welt untergeht und frage den Großen, ob er das mit Absicht gemacht hat. Nein, hat er nicht! Der Kleine saß eben im Weg.
So ist das immer. Ich frage: "wer hat denn das Lego ausgekippt!?"
"Der Kleine war's."
"Warum sind denn hier lauter Brösel!?"
"Der Kleine war's."
"Großer, hast du gepupst?!"
"Der Kleine war's."
Seiner Meinung nach ist er nie schuldig. Und der Kleine eben immer.
Aber heute kann mich nichts aus der Ruhe bringen. Wir frühstücken in Ruhe Heidelbeermuffins und ziehen uns danach an. Mein Mann hört mittags zu arbeiten auf, dann machen wir einen Ausflug zu McDonalds. Ich weiß, dass das dem Großen eine Freude macht und so muss ich heute nicht kochen. Abends kommt sowieso die Verwandtschaft, da richte ich dann ein paar Köstlichkeiten her. Das reicht.
Trotzdem werde ich ein Glas Sekt trinken, wenn die Kids später im Bett sind. Natürlich Kindersekt, den habe ich noch hier. Es war ein gutes Jahr. Ich habe in diesem Jahr ein Baby bekommen und ein Haus gekauft. Größere Katastrophen blieben aus. So kann es weitergehen!


Sonntag, 8. Juli 2012

Sommerfest

Hier bei uns im Ort ist dieses Wochenende Sommerfest. Am Freitag um siebzehn Uhr war Eröffnung. Um siebzehn Uhr fünfzehn war ich bereits mit den Kindern dort. 

Ich frage den Großen, ob er etwas essen mag. Er möchte eine Zuckerwatte. Gut, ausnahmsweise bekommt er die. Und er verputzt tatsächlich die ganze Portion. Für ihn, den schlechten Esser, schon eine Leistung. 
Nun gehen wir zum eigentlichen Grund meines Besuches: dem Losstand von unserem Kindergarten. Hier gibt es keine Nieten, nur kleine Gewinne. Oder eben große. Spielsachen wie Fußbälle oder Knete haben wir schon gelost - oder sogar Lego. 
Ich habe das Baby auf dem Arm, schiebe den Kinderwagen mit der anderen Hand, in der ich auch noch die Zuckerwatte habe und schaffe es dann noch irgendwie, die Lose zu ziehen. Wieder einmal bin ich erfolgreich: neben einer Taschenlampe und Buntstiften gewinne ich ein schönes Parfum für mich und einen Gutschein für's Erlebnisbad. Didelidim, sofort der Schwiegermutter gesimst, ob sie auf die Kinder aufpassen würde, damit mein Mann und ich alleine hin gehen könnten. Didelidim, kein Problem! Ich freue mich. 

Gestern waren wir wieder dort. Diesmal mit einem befreundeten Pärchen. Doch  es ist Samstag Abend, die (angetrunkenen) Jugendlichen grölen lautstark die Lieder der (ebenfalls angetrunkenen) Jugendband mit. Der Große fürchtet sich ein bisschen vor dem Lärm, also drehe ich nur eine Runde mit den Kindern und gehe danach mit ihnen heim. Mein Mann bleibt noch dort. 
Trotzdem habe ich einen schönen Abend. Die Kids sind ausgesprochen lieb. Ich bringe sie nacheinander ins Bett, dann setze ich mich an die Timeline, die ich für meinen Mann zum Geburtstag mache: zu wichtigen Eckdaten in seinem Leben schreibe ich einen passenden Text. Darunter kommt ein Foto aus dem jeweiligen Lebensabschnitt. Das kann ich nur machen, wenn er nicht in der Nähe ist. Und nun bin ich fertig geworden. 

Heute gehen wir noch mal aufs Fest. Vielleicht sind noch ein paar Lose für mich übrig. Gestern habe ich noch zwei Rotweingläser gewonnen, die bereits dekorativ im Regal stehen. Wer weiß, was noch dazu kommt ;) 

Freitag, 6. Juli 2012

Take a ride

Gerne wäre ich heute wieder zu einem so schönen Spaziergang wie gestern aufgebrochen, doch heute hat mein Mann mein Auto. Sein Tank ist leer, meiner ist voll. Also nahm er mein Auto, statt seines zum Tanken zu fahren. Und da am Autoschlüssel auch der Hausschlüssel hängt und mein Mann diesen leider nicht hier gelassen hat, können wir das Haus nicht verlassen. Wir bleiben stattdessen hier, putzen heute endlich ein bisschen und denken über mein Auto nach. 

Es ist ein sehr kleines, grünes Auto. Wer sich noch an die Werbung mit der Taube erinnern kann, weiß, welche Marke und Modell es ist. An einigen Stellen ist es schon verrostet und Kratzer hat es auch. 
Zusammen sind wir seit etwas mehr als drei Jahren. Ich war gerade hierher gezogen, mein Mann pendelte noch. Und ich hatte kein Auto. Damals wohnten wir noch nicht in der Stadt, sondern in der Einöde, die man nur durch einen steilen Anstieg erreichte. Mir war also klar: ein Auto musste her. 
Da sah ich die Anzeige im Internet. 2.500 Euro und das Auto könnte mir gehören. Wir sahen uns das erste Mal und waren uns sofort sympathisch.
Ab und an haben wir kleinere Auseinandersetzungen. Beim Rückwärtsfahren lässt er manchmal den Motor absichtlich absterben, immer dann, wenn mir jemand sowieso schon grinsend bei meinen Einparkversuchen zusieht. Ab und an möchte er mich wachrütteln und fährt deshalb gegen Straßenbegrenzungen oder Zäune. Aber diesen etwas radikaleren Fahrstil schlägt er nur an, wenn die Kinder nicht dabei sind. Da ist er dann wohl etwas übermütiger. 
Laute Musik mag er auch gerne. Eine Klimaanlage haben wir nicht, deswegen lassen wir die Fenster im Sommer immer offen. Das mag er, weil dann die Fußgänger auch etwas von unserem Sound abbekommen. 

In der Zeitung war er auch schon mal. 2010, zu letzten WM. Ich hatte ihn ein bisschen mit lustigen Deutschland-Fähnchen und Magneten getuned. Das gefiel der örtlichen Presse so gut, dass prompt ein Fotos in der Tageszeitung landete. Obwohl das Kennzeichen unkenntlich gemacht war, wusste jeder, wessen Auto es ist - im ganzen Stadtgebiet gibt es mein Auto nur einmal in genau dieser Farbe. 
Es begann also, dass Fremde uns begeistert zuwinkten oder den ausgestreckten Daumen zeigten, wenn sie uns mit unserer Deutschland-Deko sahen. Wir fühlten uns bald als Promi und der Zeitungsartikel hängt heute noch eingerahmt bei uns im Flur. 

Insgesamt sind wir gute Freunde, mein Auto und ich. Allen Drohungen zum Trotz, er würde plötzlich unter meinem Hintern zusammen rosten oder mitten auf der Autobahn liegen blieben, fährt er stets wie geschmiert. Eben ein Auto mit Charakter ;)


Donnerstag, 5. Juli 2012

Vormittags in der Lipsticklane

Eigentlich müsste ich das Bad putzen.
Eigentlich müsste ich das Obergeschoss saugen. 
Eigentlich müsste ich mal wieder abstauben. 

Aber ich habe keine Lust!!
Der Haushalt läuft mir nicht davon. Das Bad kann ich bei Regen auch putzen. Aber die Zeit mit den Kindern rinnt mir davon. Nur noch zwei kleine Monate, dann geht der Große in den Kindergarten und plötzlich sehen wir uns nicht mehr so viel. Deswegen möchte ich diesen letzten kindergartenfreien Sommer so richtig auskosten.

Statt also zu putzen, genießen wir das schöne Wetter mit einem Spaziergang durch unsere Straße. Der Große fährt mit seinem Dreirrad, der Kleine klimpert mit meinem Schlüssel im Kinderwagen vor sich hin. Das Wetter ist genau richtig, noch nicht zu heiß, aber so, dass man schon ahnen kann, wie warm es heute werden wird. 
Wir treffen eine ältere Nachbarin, als wir uns auf einem Stein zum Ausruhen hinsetzen. Sie erzählt uns ihre Geschichte, von ihrem Mann, der vor zwei Jahren verstorben ist und dass sie mit ihrem neuen, künstlichen Knie viel spazieren gehen sollte. Doch ihre Kinder und Enkel wohnen nicht hier und alleine mag sie nicht gehen. Wir laden sie ein, ab und zu mit uns mitzukommen. Sie freut sich. 

Langsam schlendern wir zurück zu unserem Haus. Die direkten Nachbarn rechts haben einen Bagger im Garten, weil sie eine neue Terrasse anlegen lassen. Der Große möchte zugucken. Also klettert er auf die Steinmauer vom Nachbarn und guckt. Die Nachbarin stellt sich zu uns und wir reden über unsere Häuser. Der Kleine dämmert im Kinderwagen verschlafen vor sich hin. Endlich mal benimmt sich kein Kind daneben, während ich mit anderen Erwachsenen rede. So bleibt auch meine Laune ausgesprochen gut. 

Wir gehen wieder rein und backen - mal wieder - einen Johannisbeerkuchen. Heute nachmittag geht es zur Verwandtschaft, dann haben wir gleich ein Mitbringsel. Und wieder sind es im Garten ein paar Beeren weniger. Der Große schleckt sich die Lippen. Er liebt Johannisbeeren und Kuchen auch. Folglich geht mit dieser Kreation für ihn ein Traum in Erfüllung. 
Nein, ich bereue es nicht, den Haushalt heute nicht beachtet zu haben. Wir hatten einen tollen Vormittag! Obwohl heute gar nichts ungewöhnliches passiert ist. Aber ich bin einfach so glücklich, ohne Grund. Und solche Tage sind meist die besten.


Dienstag, 3. Juli 2012

Tatsachenbericht


Heute hatte ich mein Vorstellungsgespräch. Ich bin zufrieden! 
Wir haben uns gut unterhalten, ab und an auch gelacht. Das Ganze war recht locker, das fand ich ganz toll. Aber sie hatten sehr viele Bewerbungen - um die achtzig Stück. Und circa zehn Vorstellungsgespräche. Auch wenn es gut lief, mache ich mir nicht viele Hoffnungen. Wieso sollte es bei den anderen schlechter gelaufen sein? 

Ansonsten war hier nicht viel los. Beim Kleinen herrscht Weltuntergangsstimmung, sobald er einen von uns nicht mehr sehen kann. Er fremdelt wieder extrem und mault ständig so halblaut vor sich hin. Die Nächte sind dementsprechend unruhig. Ich vermute immer noch Zähne, der zweite ist nun durch. 
Ich gehe nun mal selbst gemachtes Kirscheis essen. Das hebt die Laune!

Montag, 2. Juli 2012

Nachmittagspost

Die Kinder sind heute überraschend friedlich. Außer dem üblichen Gerangel um die beliebtesten Spielsachen könnte ich heute nichts negatives über sie sagen. 
Das gibt mir unverhofft Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Aus dem Garten habe ich noch Johannisbeeren, also backe ich damit einen schnellen Kuchen. Geschirrspüler ein- und ausräumen klappt ohne Kinder auch erstaunlich schnell. Aus dem Wohnzimmer hört man kaum etwas. Nun werfe ich doch mal einen vorsichtigen Blick hinein. 
Ach, wie niedlich! Einträchtig sitzen die Kids auf dem Boden und schieben Autos hin und her. Mit seiner leisen Erzählstimme erklärt der Große seinem kleinen Bruder, wofür welches Fahrzeug gut ist. Der Kleine sabbert vergnügt und lauscht hingerissen. So freundlich beschäftigt der Große sich sonst nicht mit ihm. Das scheint auch ihm aufzufallen. So habe ich mir das immer vorgestellt. Als ich es noch nicht besser wusste.
Leise schleiche ich mich davon und räume noch die Küche auf. Plötzlich höre ich den Großen. 
"NEIN! Kleiner, das ist MEIN Auto!"
Er reißt seinem Bruder (so vermute ich) das Auto weg. Der Kleine weint empört auf und wirft die Ärmchen in die Luft (das macht er meistens in solchen Situationen). Davon aus dem Gleichgewicht gebracht kippt er schließlich um und haut sich den Kopf an. Nun wird geweint. Also gehe ich nach drüben, trenne die beiden Streithähne, indem ich das Baby auf dem Arm nehme und räume nun eben wie üblich einhändig die Geschirrspülmaschine weiter ein. 
Komisch, wie schnell solche ruhigen Minuten vorbei sind. 
Und wie lang einem doch der Rest erscheinen kann.