Sonntag, 28. Oktober 2012

Ungeschminkt

Wir waren nun drei Tage lang im Krankenhaus. 
Am Montag war ich ja beim Kinderarzt mit dem Kleinen. Oberer Atemwegsinfekt, gar nicht so schlimm, da hätten wir gar nicht kommen brauchen. Am Mittwoch wars noch nicht besser. Wieder angerufen. Heute gehts nicht, wenn er nicht mehr fiebert sollen wir erst am Donnerstag kommen, der Terminkalender ist voll von dringenden Notfällen. Geärgert, aber halbwegs beruhigt. Dem Kleinen gings besser, der Husten war weniger und die Nächte wieder ruhiger. 
Donnerstag endlich wieder beim Kinderarzt. Diagnose: ab ins Krankenhaus! Doch kein Atemwegsinfekt, sondern Bronchitis. Er muss inhalieren, eventuell braucht er Sauerstoff. Ich soll sofort hin. 
Ich bin wie betäubt. Stammle, wie es denn jetzt auf einmal so schlimm geworden sein kann. Sie räumt eine Fehldiagnose ein, entschuldigt sich.
Das hilft mir nicht. 
Verwirrt fahre ich nach Hause, packe ein paar Sachen. Wohin mit dem Großen? Ich kann ihn nicht beim Papa lassen. Denn der ist selber krank und kann kaum aufstehen. Die Verwandtschaft arbeitet Vollzeit. Es hilft nichts: der Große muss mit. 
Ich rase zum Kindergarten und hole ihn ab. Gebe der Erzieherin schnell Bescheid. Schnellschnell, wir müssen uns beeilen. 
Unser kleines Auto fliegt die dreißig Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus. Wir finden keinen Parkplatz, erst ganz hinten. Durch den strömenden Regen schleppe ich den Kleinen und unsere Tasche zum Haupteingang, den Großen an der anderen Hand. Wir müssen lange warten, die Kinder quengeln. Endlich können wir auf die Station. 
Dort ein Hoffnungsschimmer: es ist alles gar nicht so schlimm. Die Werte sind gut. Sie wollen uns trotzdem dort behalten, eine Nacht zur Beobachtung. Wir bekommen ein Zimmer für uns drei alleine. 
Der Kleine schreit, er ist fertig mit der Welt. Er hasst das Inhalieren und sobald er jemanden mit weißer Kleidung sieht, ist er nicht mehr zu halten. In seiner kleinen, niedlichen Hand befindet sich eine Nadel - ein Zugang ist ihm gelegt worden. Mit seinen großen Augen sieht er mich fragend an, die Tränen kullern über seine Wangen. 
Mein Herz bricht. Ich möchte ihm alles Leid dieser Welt ersparen und habe rigoros versagt. 
Aus einer Nacht werden zwei. Wir lernen andere Kinder kennen, mit denen die Jungs spielen. Hören uns deren Schicksale an. Uns Müttern tut es gut, dass wir uns austauschen können. Abends, wenn die Kinder schlafen, treffen wir uns in der Teeküche. Erzählen uns unsere Geschichten, lachen dabei. Man muss lachen, denn was wäre die Alternative?
Da sitzt sie nun, eure Lipstickmum. Trinkt einen stark gesüßten Waldbeertee. Die Haare wirr, das Make Up zu Hause, denn für mich selbst habe ich am wenigsten eingepackt. Appetit habe ich keinen, mein Essen hebe ich für die Kinder auf. Doch ich bedauere mich nicht, denn das würde nichts ändern. Wie ein Mantra sage ich mir immer wieder: irgendwann muss es wieder vorbei sein.  Irgendwann geht es dem Kleinen wieder gut und die Kinder haben vergessen, dass wir hier waren. Ich werde es nie vergessen, aber ich komme damit klar. Die Hauptsache ist, dass ich ihnen immer wieder dein Eindruck vermittle, dass alles in Ordnung ist oder zumindest bald wieder in Ordnung kommen wird.
Samstag Mittag endlich dürfen wir nach Hause. Die Stunden haben sich in die Länge gezogen, es kommt mir so vor, als wären wir seit Wochen dort gewesen. Ausgestattet sind wir mit einem Inhalator und vielen Erfahrungen, die wir nie machen wollten.
Nun müssen wir daheim noch ein bisschen inhalieren und morgen wieder zum Kinderarzt. Die Folgemedikation besprechen.
Und dann einen neuen Arzt suchen.


Donnerstag, 25. Oktober 2012

...das Böse hat nie Zeit sich auszuruhn

Als meine Eltern am Wochenende hier waren (ein äußerst zufriedenstellender Besuch übrigens, da sie weder verstärkt den Eindruck machten, sich unwohl zu fühlen, noch irgendetwas kritisierten), brachten sie dem Großen ein paar alte Kinderkassetten für seinen Radio mit. Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen und so weiter. Dabei war auch ein Hörspiel von Käpt'n Balu, das der Große ganz toll fand. 
Ich erzählte ihm, dass dieser Käpt'n Balu früher eine Fernsehserie gewesen war, die sich seine Mama ab und zu angeguckt hatte. Nun war seine Neugier geweckt. 
"Mama, was hast du dir noch so angeschaut als du noch klein warst?"
Uff. Ich musste erst mal eine Weile in meiner Erinnerung kramen. Ich liebe Serien zwar nach wie vor, aber mittlerweile eben die für Erwachsene. Nach einer Weile fielen mir doch ein paar Serien ein, deren Titelmusik wir uns zusammen im Internet ansahen. Mit dabei waren 

Chip und Chap
Die Gummibärenbande
Speedy Gonzales
Die Ducktales und 
Alvin und die Chipmunks

Der Große war begeistert von der Musik und fragte, ob wir uns diese Sendungen mal zusammen angucken können. Ich versprach es ihm, wenn er noch ein bisschen größer ist. Ich finde den Gedanken schön, dass mein Kind sich über die gleichen lustigen Szenen amüsiert, über die ich so viele Jahre zuvor schon gelacht habe.

An welche Serien könnt ihr euch noch erinnern? Würdet ihr sie eure Kinder auch ansehen lassen?

Montag, 22. Oktober 2012

Schon wieder erkältet

Kranke Kinder sind immer wieder eine Herausforderung. Meine beiden Jungs zum Beispiel sind nun wieder volle Kanne erkältet. Das kam übers Wochenende recht plötzlich - so wie es bei Kindern ja immer ist. Am einen Tag hüpfen sie noch vergnügt umher, am anderen würdest du am liebsten mit ihnen ins Krankenhaus fahren, weil du sie nicht wieder erkennst.
Heute morgen also war hier ab sechs Uhr Action angesagt. Der Kleine war nachts circa dreiundzwanzig Mal wach und röchelte unvergnügt vor sich hin. Durch das Gehuste wurde natürlich auch der Große munter und heute morgen dementsprechend aufstehunwillig. 
Im Kindergarten angekommen spricht ihn die Erzieherin auf sein kränkliches Aussehen an. Seine Auge waren vom Schlafmangel leicht verquollen und durch die Erkältung ist er blass.
"Na Großer, wie gehts dir denn?"
"Mir gehts ganz schlecht."
"So!? Was fehlt dir denn?!"
"Ich habe die ganze Nacht gekotzt!"
"G-R-O-ß-E-R!", bringe ich mich entsetzt ein. "Das stimmt doch gar nicht!!"
"Immer wieder habe ich kotzen müssen", fährt er ungerührt mit trauriger Miene fort, so als hätte ich gar nichts gesagt. 
Sofort springt sein kleiner Freund für ihn in die Bresche und sagt stolz zur Erzieherin: "ich habe gestern auch gekotzt. Auf die Zeitung!"
Ich mache, dass ich davon komme, der Kleine und ich wollen zum Kinderarzt. Er bekommt Zäpfchen gegen sein Fieber und einen pflanzlichen Hustenstiller. Wir gehen in die Apotheke, um unsere Medikamente zu holen. Dort würde er am liebsten die ganzen Regale ausräumen und führt sich jedes Mal auf, wenn ich ihn wieder auf den Arm nehme. 
Ganz ehrlich, ich habe auch schlechte Laune. Aber ich säusele trotzdem auf ihn ein, bis der Apotheker alles zusammen gepackt hat. Nun ab nach Hause, wo ich die schlechte Laune noch zwei weitere Stunden klaglos über mich ergehen lasse. Aber jetzt ist es halb zwölf und gleich machen wir los, den Großen vom KiGa abholen. Und danach gehts für alle hier ab ins Bett. Jetzt mag ich dann langsam auch nicht mehr. Ich habe selbst kaum geschlafen und wenn, dann wieder einmal auf dem Teppich vorm Bett vom Kleinen. So jung bin ich nicht mehr, dass ich das einfach so wegstecke. 
Vielleicht machen wir nachmittags einen schönen Ausflug, sodass die Kids abgelenkt sind, statt sich in ihrem Elend zu wälzen. Einkaufen müsste ich sowieso und rauskommen würde mir bestimmt auch nicht schaden. Mal sehen, was der Tag noch bringt.

Samstag, 20. Oktober 2012

Der Elternpost

So! Die Nacht war ruhig. Der Große hustet zwar untertags, aber das liegt an seinem Hustenlöser. Ich denke, hier gehts wieder bergauf. Werde vorsorglich heute aber trotzdem früh ins Bett gehen. Nu für den Fall...

Heute kommen ja meine Eltern zu Besuch, sie bleiben über Nacht. Wie ihr ja wisst, ist das Verhältnis zu meinen Eltern eher schwierig. Wie das kam? Nun, so genau weiß das keiner. Wir wohnen gut dreihundert Kilometer auseinander, mein Vater wurde beruflich versetzt. Meine Schwester wohnt genau in der Mitte, also treffen wir uns meistens dort. 
Schon immer waren meine Eltern eher der Typ Couchpotato. Wenn es abends an der Tür geklingelt hat, sind sie gar nicht aufmachen gegangen - sie haben ja schließlich niemanden eingeladen. Freunde hatten sie kaum und waren auch nicht daran interessiert, welche zu finden. Von der Verwandtschaft haben sie zu niemandem Kontakt ("die sind alle komisch"), nur zu meinen Großeltern und meiner Tante. 
Nun hat es begonnen, dass sie auch zu uns, ihren Kindern, den Kontakt meiden. Erst haben wir zweimal die Woche telefoniert - bis mir irgendwann auffiel, dass immer ich es war, die angerufen hat. Die Besuche wurden spärlich; ich habe ihnen hier extra ein Gästezimmer eingerichtet, doch die dreimal, die sie mich bisher besucht haben, sind sie abends wieder heim gefahren - das war ihnen lieber, aus welchen Gründen auch immer. 
Etwas ratlos begann ich, vermehrt mit meiner Schwester zu telefonieren. Bei ihr war es genauso. Sie kamen zu Besuch, brachten ihr eigenes Gebäck mit (weil sie Angst hatten, der Kuchen meiner Schwester könne ihr nicht schmecken) und fuhren schnellstmöglich wieder nach Hause. Darauf angesprochen sagten sie stets, sie müssten sich ausruhen.
Im August hatten sie dann versprochen, ein paar Tage Urlaub bei mir zu machen. Und ich war so euphorisch. Ich holte Broschüren über Museen und Wanderwege, stellte ihnen ein nettes Programm zusammen. Bis sie am Abend vorher absagten. Sie seien so lang bei meiner Oma gewesen, um sich um Garten und Haus zu kümmern. Nun müssten sie leider wieder nach Hause fahren, um die Blumen zu gießen. 
Ich blieb ganz ruhig. Sagte ihnen aber, dass ich sie nun nicht mehr einladen würde. Das sahen sie auch sofort ein und versprachen, im September zu kommen. 
Sie kamen nicht. 
Nun haben sie sich eben für dieses Wochenende selbst eingeladen. Sie bleiben um die 24 Stunden, von heute Nachmittag bis morgen mittag. Bis nach  dem Mittagessen, das sie selber mitbringen und selber in MEINER Küche kochen wollten, worauf ich etwas unfreundlich reagiert habe.
Es ist schwer zu sagen, wieso sie sich sozial so einigeln. Ich kann es ja verstehen, wenn man mit einem gewissen Alter keine neuen Kontakte mehr knüpfen will. Aber wir sind ihre Kinder. Ich dachte nie, dass sich diese Einigelung mal auf uns erstrecken würde. 

Freitag, 19. Oktober 2012

Nachtschrecken

Vorletzte Nacht war der Kleine fast durchgehend wach. Er zahnt mal wieder und wollte deshalb nicht schlafen. Also habe ich mich gestern ganz besonders auf mein Bett gefreut.
Die Freude währte allerdings nicht lange. Gegen 2 Uhr nachts kommen Hustengeräusche aus dem Zimmer vom Großen. Dann ruft er ganz heiser nach mir. Natürlich flitze ich sofort zu ihm - schnellschnellschnell, nicht dass der Kleine auch noch wach wird. Der Große ist immer noch erkältet und im Liegen bekommt er durch sein Husten kaum Luft. Da hat er Angst. Also soll ich bei ihm bleiben. 
Kuschelnd liegen wir in seinem Bett. Etwas besorgt lausche ich seinem rasselndem Atem. Immer wieder muss er sich zum Husten aufsetzen, an Schlaf ist dabei nicht zu denken. Also wandern wir gegen halb 4 ein Stockwerk tiefer und machen es uns auf der Couch bequem. So liegt er ein bisschen erhöhter. Doch der Husten wird immer noch nicht besser. Also hören wir Kinderlieder, um uns die Zeit zu vertreiben und gucken schließlich noch eine DVD von Winnie Pooh an. Das heitert ihn enorm auf - und wirkt anscheinend einschläfernd. Um 6 Uhr endlich, nachdem wir also vier Stunden wach waren, dämmert er weg. Endlich schlafen!! Ich bin euphorisch.
Zehn Minuten später wird der Kleine wach.
Der Große ist überraschend fit. Vom Husten nichts mehr zu merken. Quietschfidel ist er in den Kindergarten gehüpft und freut sich, weil am Freitag immer Turnen ist. Ich dagegen fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht. Ich sehe alles doppelt oder wahlweise verschwommen. Dabei muss ich hier heute noch  klar Schiff machen für den morgigen Besuch meiner Eltern. Einen Kuchen dürfte ich auch noch backen. Meine Motivation passt sich meinem Wachheitsgrad an - beide sind im Keller. 
Apropos Keller. Da befindet sich meine Kaffeemaschine, die könnte ich für den Besuch gleich mal herauf holen. Und vielleicht einen Testkaffee machen. Vielleicht weckt mich der auf.  

Und als ich den Post eben veröffentlichen wollte und mir die Überschrift noch mal durchgelesen habe, dachte ich echt, da steht 'Nacktschnecken'. Beeeett, wo bist du!?

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Kunterbunt Teil II

Gestern war nichts mit mir anzufangen. Erst habe ich ewig mit meiner Schwester telefoniert, wo wir gemeinschaftlich unser Unverständnis über das Verhalten unserer Eltern zum Ausdruck gebracht haben, dann haben der Kleine und ich gespielt. De facto habe ich also nichts erreicht, bis es schon wieder Zeit war, den Großen aus dem Kindergarten abzuholen. 
Heute startete ich motivierter in den Tag. Bügelte gleich morgens, saugte, verräumte Wäsche. Und stellte dabei fest, dass jeder außer mir alles dort stehen und liegen lässt, wo er es zuletzt gebraucht hat.
Was macht die Personenwaage auf dem Küchentisch? Ach ja. Mein Mann hat eine Kiste mit Äpfeln darauf gestellt, um das Gewicht zu erfahren. Damit wir dem Saftunternehmen, wo wir unser Obst hinbringen, angeben können, wieviel Kilo wir zu Saft gepresst haben wollen.
Aber hätte man dann die Waage nach dem Wiegen nicht wieder ins Bad stellen können, wo sie sich hingehört? Nein. Da wird dann etwas anderes angefangen und das vorherige einfach vergessen. Gott sei Dank gibt es mich, das kleine Helferlein, sonst würde hier bald gar nichts mehr dort sein, wo es zu sein hat. 
Den Kleinen habe ich nun auch für mich eingenommen. Bisher war er ja eher Papakind, was ich nie ganz verstehen konnte; schließlich war ich den ganzen Tag bei ihm und der Papa abends gerade mal eine Stunde. Aber ich gab nicht auf. Eine Woche lang spielten wir jeden Vormittag, wenn der Große nicht da war, intensiv - fangen und verstecken findet er momentan besonders lustig. Bei jedem Keks, den ich ihm gab, sagte ich: "Die Mama gibt dir jetzt einen Keks..." Ich gebe zu, das war nicht ganz fair, aber immerhin hat es gewirkt. Ich stehe nun auf der gleichen Stufe wie der Papa. Hurra!
Am Wochenende wollen uns meine Eltern besuchen. Falls ihnen nicht noch etwas dazwischen kommt. Wir bleiben gespannt, ihren Besuch haben sie schon öfter angedroht, doch bisher ist noch nie etwas passiert. Mal sehen, wie es diesmal läuft..

Samstag, 13. Oktober 2012

Wochenende

Unser Plan war: heute bleiben wir mal daheim!
Eingekauft haben wir in den letzten Tagen alles, was wir für ein schönes Wochenende brauchen. So müssen wir nicht hinaus in die aktuelle, klirrende Kälte. 
Um uns mit Vitaminen für den Herbst zu wappnen, gibt es heute Mittag eine riesige, bunte Salatschüssel. Darin sind Blattsalate, Mais, Paprika, Gurke, Tomaten und hartgekochte Eier. Champignons brate ich noch zusammen mit ein wenig Curry an, die kommen dann noch darüber. 
Als Hauptgang gibt es Pasta mit Shrimps & Lachs. Das mögen die Kinder nicht, deswegen bekommen sie Fischstäbchen mit Kartoffelbrei. Das kommt immer gut bei ihnen an. 
Als Nachspeise habe ich einen Obstsalat vorbereitet. Sollten wir also nach den Nudeln bzw. den Fischstäbchen noch Hunger haben, ist dafür auch gesorgt. 

Doch nun ist es erst acht Uhr morgens und die Kinder sind unzufrieden. Der Große klebt mit der Nase an der Fensterscheibe. 
"Kann doch gar nicht kalt sein, Mama!", sagt er. "Die Sonne scheint!"
"Ja schon, Herzchen, aber die Luft ist ganz kalt."
"Müssen wir warm föhnen."
"!?"
"Mama, ich möchte raus gehen!"
Auch der Kleine quengelt. Er hängt sich an mein Bein und deutet mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die nebelverhangene Sonne. 
"Duhu, Gatte?"
"...schnarch."
"GATTE!"
"Was denn!? Ich bin eben erst aufgestanden, da bin ich noch ein bisschen müde."
"Dafür durftest du ja auch ausschlafen, wie so oft. Die Kids wollen raus!"
"Ach!? Aber wir hatten doch vor, heute mal einfach nur daheim zu bleiben."
"Na ja. Ein kleiner Spaziergang kann ja nicht schaden."
Also werde ich uns eben warm einpacken. Mit Handschuhen, Mütze, Schal und Fußsack. Vielleicht hat der Große ja auch Recht und es ist gar nicht so kalt, wie es scheint. 
Für alle Fälle kann ich ja mal den Föhn einpacken ;)

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da...

Statt über die angespannte Situation zu meinen Eltern zu schreiben (diesen vorher veröffentlichten Post habe ich wieder gelöscht) dachte ich, ich erzähle euch, was es bei uns im Herbst alles zu tun gibt!

Wir haben jede Menge Äpfel im Garten. Diese ernten wir nun und machen daraus Apfelmus. Das essen die Kinder gerne. 
Für eine Portion verwenden wir 

750 g Äpfel
10 Esslöffel Wasser
100 g Zucker

Die Äpfel schneiden wir klein (Schalen können dran bleiben), dann kochen wir sie zusammen mit dem Wasser so lange, bis sie zerfallen. Nun drücken wir das Mus durch ein Sieb und rühren dann noch den Zucker unter. Das ganze hält sich eine Weile, also werden wir davon noch mehr machen!

Dann backen wir natürlich Apfelkuchen in allen Farben und Formen. Und für Halloween habe ich auch schon einiges geplant. 

Unsere ausgehöhlten Schnitzkürbisse kommen links und rechts neben die Haustür. Einen dritten möchte ich noch in den Vorgarten an einer möglichst überdachten Stelle platzieren - dazu ein paar Äpfel, bunte Blätter und Walnüsse. Das sieht bestimmt herbstlich aus!
Für Halloween bereite ich ein paar Liebesäpfel vor, die ich den (hoffentlich) klingelnden, verkleideten Kindern zusätzlich zu den Süßigkeiten noch mitgebe. Ich freue mich schon so darauf!

Und dann warten wir darauf, dass der Herbst in den Winter übergeht und wir langsam die ersten Plätzchen backen können. In den Supermärkten kommt man an Magenbrot, Spekulatius und Lebkuchen ja kaum mehr vorbei. Aber wir lassen uns mit dem Kauf noch ein bisschen Zeit: nun genießen wir erst einmal den Herbst!


Mittwoch, 10. Oktober 2012

Kunterbunt

Der Kleine ist momentan ein richtiger Schmuser. Er sucht sich etwas zu spielen - ein Buch, ein paar Bauklötze - und klettert mir damit auf den Schoß. Da sitzt er dann, grinst zu mir hoch und spielt. Ich knuddle mich dann ganz vorsichtig an ihn und er lässt mich. Normalerweise schlägt er ärgerlich mit seinen kleinen Patschehändchen nach mir, weil er das nicht mag. 
Sowieso merke ich momentan, dass er sich sehr verändert. Die meiste Zeit ist er sehr auf seinen Papa fixiert, da spiele ich immer nur die zweite Geige. Das wandelt sich nun alles. Da wir nun den halben Tag alleine sind, muss er sich zwangsweise mehr mit mir beschäftigen und scheint so langsam Gefallen daran zu finden. Gestern war der Papa das erste Mal uninteressant und er ist stattdessen bei mir geblieben.
Der Große ist frech. Das sieht er im Kindergarten bei den anderen Kindern, also macht er das auch. Er knallt mit den Türen, er schubst den Kleinen beiseite, er mag nichts mehr machen, was nicht nach seinem Kopf geht. Trotzdem bin ich jeden Tag froh, wenn ich ihn wieder abhole und wir drei den Nachmittag noch vor uns haben. 
Kürbisse haben wir uns auch schon besorgt. Da schnitzen wir dann die typischen Gesichter ein und stellen sie bald vor die Haustür. Ob dieses Jahr zu Halloween wohl verkleidete Kinder bei uns klingeln werden?
Nächstes Wochenende wollen mich meine Eltern eventuell besuchen. Vermutlich wird es wie üblich sowieso nichts und ich weiß auch nicht, woher diese Idee plötzlich kommt; das ganze Jahr über habe ich sie immer wieder eingeladen und jedes Mal hatten sie eine andere Ausrede parat; mal mussten sie Rasen mähen, dann des Nachbars Blumen gießen, dann sich ausruhen. Jetzt, wo ich sie nicht mehr einlade, wollen sie plötzlich kommen. Ich dachte, nach der Pubertät hören die Eltern auf, einem merkwürdig vorzukommen, aber meine sind es irgendwie geblieben. Merkwürdig, meine ich.
Oha. Der Kleine nähert sich wieder. Er streckt mir seine niedlichen, kleinen Ärmchen entgegen und macht dazu auffordernde Laute. Na ja. Knapp zwei Stunden hat er mich noch für sich alleine. Dann muss er mich wieder teilen. 

Sonntag, 7. Oktober 2012

Sonntagsgedanken

Vorab: ich wurde von Kristina *klick* ausgewählt, 11 Fragen zu beantworten. Das hat mich sehr gefeut und deswegen mache ich das natürlich zuerst.


1. Welchen Geruch verbindest du mit deiner Kindheit? Nivea Creme
2. Kochen oder Backen? Beides!
3. Welchen Film hast du das letzte Mal im Kino gesehen? The King's Speech
4. Welche Haustiere hast du? Keine
5. Was hast du als letztes genäht, gebastelt, gehäkelt usw.? Gehäkelt - einen Schal
6. Spielst du auch Brettspiele? Wenn ja, welche? Monopoly
7. Strandurlaub oder Aktivurlaub? Strand!
8. Wie wirst du dieses Jahr Weihnachten feiern? Mit meinen Lieben an Heiligabend, der Schwiegerfamilie am 25. Dezember und meiner Familie am 2. Feiertag
9. Dein Lieblingsgericht? Alles mit Pasta
10. Was hälst du von Tattoos? Bist du tätowiert? Ich habe keines - meinem Mann gefällt das überhaupt nicht. Aber ich hätte gern eines, die Anfangsbuchstaben der Kinder in geschwungenen Lettern am rechten Handgelenk
11. Wenn du dir jetzt ein Auto kaufen würdest, wäre dies ein Hybrid-Auto? Nein, in ein paar Jahren aber bestimmt

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Gestern hatte meine Schwiegermutter Geburtstag. Sie wollte ein Buffet, also buk ich einen riesigen Kuchen, bereitete vier Salate zu, zweierlei Wraps und mehrere Bleche Pizza. Abends saßen alle beisammen, doch ein Ehepaar hatte Streit und lebte das bei der Feier aus. Ich fand es sehr schade, dass so die Feier einen unschönen Verlauf nahm und auch meine Schwiegermutter war traurig. Ich hatte mir so viel Mühe gegeben, aber bei dem Gezanke interessierte sich natürlich niemand für das Essen.
Sofort fiel meinem Schwiegervater auf, dass etwas mit mir nicht stimmte. Er fragte nach, zog mich immer wieder in die Mitte des Geschehens. Doch bei all dem lauten Geschrei, das meine Kinder verschreckte, blieb ich lieber mit ihnen abseits, damit sie nicht so viel davon mitbekamen. 
Heute waren wir dann zusammen im Restaurant, um im kleinen Kreis in Ruhe nachzufeiern. Ich sitze immer neben meinem Schwiegervater, das ist seit Jahren so. Wer von uns zuerst da ist, hält dem anderen einen Platz neben sich frei. Und wieder erkundigte er sich besorgt, ob ich noch traurig sei. Und ich fand das unglaublich aufmerksam. Meinem Mann war meine Niedergeschlagenheit darüber, dass die Feier seiner Mutter, auf die sie sich so gefreut hatte, von den zwei Zankhähnen verdorben worden war, nicht mal aufgefallen. 
Es ist erstaunlich, dass wir uns so gut verstehen. Eigentlich sind wir genau gegensätzlich. Er arbeitet viel in seiner Landwirtschaft, die er neben dem Beruf betreibt, und genießt die damit verbundene Stille und Abgeschiedenheit. Ich bin meist unter Leuten, fühle mich alleine eher unwohl. Ich plappere den ganzen Tag vor mich hin, er sagt nur das nötigste. Aber doch verstehen wir uns. Wann immer etwas passiert, ist mein erster Gedanke: erst mal den Schwiegervater anrufen. Nachdem meine Eltern sich bewusst immer weiter von uns, ihren Kindern, entfernen, ist er die Elternfigur, auf die ich mich am meisten verlasse.  

Wollte ich nur mal erzählt haben.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

How I Met Your Father - Part VIII

Kinder, ihr erinnert euch vielleicht noch daran, als ich euch erzählt habe, wie eure Tante Sandra und ich Robert und Michael kennen lernten. 
Tante Sandra und Robert schrieben sich eifrig SMS. Sie wollten sich unbedingt wieder treffen und machten sich zwei Wochen später ein Treffen in der gleichen Disco aus. Natürlich musste ich als moralische Unterstützung mitgehen. Außerdem interessierte es mich natürlich auch, wie die Sache weiter ging - denn Michael würde wieder mit dabei sein.
Vor der Disco hatte sich eine Schlange gebildet. Es regnete und die Türsteher verteilten weiße Schirme an die auf Einlass wartenden Gäste. Wir standen in der Mitte der Schlange und rauchten. Vor uns unter einem weißen Schirm standen zwei Männer. Sie unterhielten sich. 
Plötzlich drehte der eine von ihnen sich um und betrachtete mich einmal von oben bis unten. Mich durchfuhr es wie ein Schlag; von genau so einem Mann hatte ich immer geträumt. Er hatte ein markantes Gesicht, grüne, strahlende Augen und aufgestellte, blonde Haare. Genau die Sorte Mann, die mich nie auch nur ansah.
"Sandra, das wäre genau mein Traummann!", sagte ich leise zu eurer Tante. Die beiden Männer wurden vor uns eingelassen und verschwanden in der Disco. 
Auch wir wurden schließlich reingelassen. Wir stellten uns an die Bar und warteten auf Robert und Michael. Schließlich kamen die beiden. Robert entpuppte sich nüchtern als gut aussehender, äußerst charmanter Charakter. Tante Sandra war hin und weg. 
Michael dagegen war nüchtern langweilig. Er redete tatsächlich nur über sein Studium und so hatten wir uns bald nichts mehr zu sagen. Mein anfängliches Gefühl, ihm lieber nicht meine Telefonnummer zu geben, stellte sich rückblickend gesehen als richtig heraus. 
Ich stand also relativ alleine an der Bar. Plötzlich stellte der blonde Adonis sich neben mich und guckte mich an. Von seiner Perfektion geblendet drehte ich mich weg, doch er sprach mich an. Mich! Er meinte tatsächlich mich! Und ich stellte fest, dass es ganz einfach war, mit ihm zu reden - nicht anders als mit anderen Männern auch. Es stellte sich heraus, dass er, Robert und Michael dem gleichen Freundeskreis angehörten.
Wir tranken etwas zusammen, tanzten miteinander und dann küssten wir uns sogar beinahe - ich konnte es kaum glauben, dass so etwas tatsächlich mir passierte. Er schien aufrichtig an mir interessiert. Sein Name war Lukas.
Als wir gehen wollten, bat er mich um meine Handynummer. Er hatte jedoch sein Handy nicht dabei, also speicherte ich meine Nummer in Michaels Handy ein - nun hatte der meine Nummer also doch noch bekommen. 
Glücklich gingen eure Tante Sandra und ich an diesem Morgen nach Hause. Sie war komplett begeistert von ihrem Robert und ich konnte an nichts anderes als an Lukas denken. 
Doch er meldete sich nicht bei mir.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Die Gedanken sind frei

Jeden Morgen wenn die Kinder aufstehen geht eine Wandlung mit mir vor. Dann wird aus mir dieser andere Mensch - ihre Mutter - die Seite von mir, die sie kennen. 
Ich schneide Frühstücksbrote klein.
Ich richte Kindergartenkleidung her. 
Ich kitzle sie, bis sie wach sind.
Ich winke ihnen, wenn sie im Kindergarten verschwinden in ihre neue kleine Welt, die mich nicht mehr mit einschließt. 
Und dann hole ich sie wieder ab, wir gehen nach Hause und für ein kleines, kostbares Stündchen schlafen die Kinder noch. 
Dann werde ich wieder zu dem Menschen, der ich vor ihnen war. 
Ich höre Musik aus vergangenen Zeiten und schreibe "weißt du noch"-Emails. 
Ich denke darüber nach, welche Dinge aus meiner Jugend ich ihnen eines Tages erzählen werde - und was ich lieber für mich behalten sollte. 
Ich überlege, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich ihren Vater nicht kennen gelernt hätte - wo wäre ich dann heute?
Wenn die Kinder in der Nähe sind, bin ich nur auf sie konzentriert. Dann puste ich ihre kleinen Verletzungen, lese Bücher vor, backe Kekse, tanze mit ihnen zu Kindergartenliedern. Ich erkläre ihnen geduldig die Welt, so gut ich sie verstehe und sammle Kastanien für einen Ausflug zu ein paar Hirschen. All das mache ich fast automatisch. Aber wenn sie nicht da sind, werde ich ruhiger und mache mir Gedanken um mich selbst, statt nur um sie. 
Früher, wenn ich leise aus meinem Zimmer geschlichen kam, sah ich meine Mutter oft nachdenklich auf der Couch sitzen und ins Leere starren. Sie wirkte komplett in Gedanken versunken, sodass ich es nicht wagte, sie da heraus zu reißen. 
Ob sie sich wohl die gleichen Gedanken gemacht hat?