Dienstag, 30. April 2013

Mutterpech

Die Kids sind heute richtig anstrengend.
Der Kleine klettert auf die Eckbank, reißt den Vorhang von der Stange vom Fenster (haben so auf halber Höhe weiße Stangen mit Stores dran) und bricht die Stange durch.
Der Große beginnt, sich auf den Kopf zu schlagen und der Kleine macht es sofort nach. Natürlich während wir uns mit der griesgrämigen Nachbarin unterhalten, die sowieso generell alle Kinder für blöd hält.
Der Kleine hält mir seinen Becher auffordernd entgegen, also beginne ich, ihm Wasser einzuschenken. Mittendrin reißt er den Becher weg und ich gieße das schöne Parkett. Noch ehe ich dazu komme, es wegzuwischen, patschen beide Kinder unabsichtlich mitten hinein und jammern dann über ihre nassen Socken. 

Ich weiß, dass es "Mutterglück" heißt. Aber heute ist "Mutterpech" passender.
Diese Käselaune haben sie schon seit ein paar Tagen oder vielleicht sind es auch schon Wochen. Mir kommt es fast so vor, als wären sie noch nie anders gewesen. Sobald ich auch nur aufs Klo gehen will, wollen sie beide mit. Nachts geistert der Große auf der Suche nach mir im Haus umher und wenn er mich dann im Bett gefunden hat, kann er stundenlang nicht einschlafen. 
Ich folglich auch nicht. 
Der Kleine haut und beißt und bockt. Je nach Laune meist alles gleichzeitig. Ich bin den ganzen Tag am Schimpfen und abends wirklich erledigt. 
Heute ist wieder Zumba-Tag, da kann ich mich vielleicht ein bisschen abregen. Aber ich hoffe diese Phase ist bald wieder vorbei und die Kids sind friedlich (gut, das ist vielleicht übertrieben, aber immerhin friedliebender als jetzt) und ich habe e-n-d-l-i-c-h wieder mehr Zeit für meinen Blog. Würde so gern gleich mit meiner neuen Serie beginnen, aber dazu komme ich gar nicht. Dabei freu ich mich schon so drauf :)

Montag, 29. April 2013

How I Met Your Father - The Final Part

Kinder, es ist nun schon eine Weile her, dass ich begonnen habe, euch die Geschichte zu erzählen, wie ich euren Vater damals kennen lernte. Im Lauf der Jahre, die diese Geschichte umfasst hat, gab es positive und negative Entwicklungen. Und ich habe wertvolle Menschen getroffen, die mich bis heute durch unser Leben begleiten - wie eure Tante Sandra. 
Bestimmt habt ihr während meiner Erzählungen in eurer Vorstellung gesehen, wie es war, als ich ihm dann tatsächlich zum ersten Mal begegnet bin. Vielleicht denkt ihr da an etwas Spektakuläres wie etwa beim Fallschirmspringen. Oder etwas außergewöhnliches wie eine Safari, auf der er mich vor einem Tiger rettete. Aber nein. Nein, unser Kennenlernen war so undramatisch und alltäglich, wie es nur sein konnte.
Ich spazierte einfach in sein Büro.

Als eure Tante Sandra und ich zu zwei zusammenhängenden Ausbildungsplätzen zugewiesen worden waren, wurde sie zuerst verteilt und ich bekam dann den Platz, der noch übrig war. Und hinter dieser letzten Tür saß euer Vater. Wir sahen uns, verstanden uns auf Anhieb gut und beschlossen nach Ende meines Zuweisungszeitraums, uns privat zu treffen. Das hatte uns beiden dann so sehr zugesagt, dass wir uns bald täglich trafen. Und nach einem halben Jahr zogen wir zusammen.
Das alles ist nun ziemlich genau sieben Jahre her. Viel haben wir in dieser Zeit erreicht: euch, zwei wunderbare Kinder und unser Haus, in dem wir sehr glücklich sind. Und bestimmt werden wir zusammen auch noch viel mehr erreichen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was noch alles passiert.

***

Mittwoch, 24. April 2013

Das Rutschbett

Der Große kriegt ein neues Bett. Das alte wird langsam zu klein und naiv, wie wir waren, schlenderten wir mit unserem Erstgeborenen (und natürlich dem meckernden Kleinen) durchs Möbelhaus und sagten ihm, er dürfe sich sein neues Bett selber aussuchen. 
Natürlich ist es nun ein Hochbett mit Leiter und Rutsche geworden. 
Ich muss zugeben, es sieht richtig toll aus. So eins wollte ich früher auch immer, aber da waren meine Eltern zu gluckig. Ich könne ja rausfallen. Nein, das wäre nicht zu verantworten. Nun kriegt es eben mein Sohn und ich glaube, der ganze Ort weiß es schon, weil er jedem, den er trifft, von seinem "Rutschbett" erzählt. 
"Großer, wie wäre es denn, wenn wir im Sommer mal im Garten zelten!?", bietet mein Mann abends an. Er erklärt dem Großen, wie das ganze ungefähr abläuft, lässt dabei aber anscheinend ein paar entscheidende Begriffe wie "Schlafsack" elegant unter den Tisch fallen. Er erwähnt nur, dass sie dann statt im Haus auf dem Rasen schlafen.
"Mama!", ruft der Große später entzückt, um mir die Neuigkeiten gleich mitzuteilen, "der Papa und ich schlafen im Sommer mal zusammen im Zelt! Stell dir vor, da stellen wir dann mein Rutschbett in den Garten!"
"Bist du dir da schon sicher?!", frage ich und stelle nun fest, dass mein Mann entweder unzureichend erklärt oder mein Sohn unzureichend verstanden hat. 
Doch für ihn ist der Fall klar: das Rutschbett und er schlafen zusammen mit dem Papa im Garten. Na, dann warten wir mal noch ein paar Monate ab, vielleicht wird ihm das mit dem Zelten dann etwas klarer. Groß genug für das Rutschbett ist das Zelt nämlich nicht ;)

Freitag, 19. April 2013

Das letzte Mal

Endlich wissen wir nun, was der Uroma der Kids fehlt.
Es ist Darmkrebs. 
Sie wurde nun operiert und geht wohl nächste Woche schon auf Reha. Danach steht ihr eine langwierige Chemotherapie bevor. Noch ist sie im Krankenhaus und natürlich besuchen wir sie, so oft es geht. Die ganze Großfamilie steht immer noch unter Schock. Nachdem es ihr anfänglich ja besser zu gehen schien, waren wir alle davon ausgegangen, sie hätte eine Grippe verschleppt und wäre bald wieder auf dem Damm.
Es kann so verdammt schnell gehen. 
Als ich sie da vor einigen Tagen so liegen sah mit all den Schläuchen und ganz blass, als es wirklich für eine Weile so aussah, als würde sie es nicht schaffen, begann ich über letzte Male nachzudenken. Wann hatte ich mich das letzte Mal richtig dafür bedankt, dass sie den Jungs immer Süßigkeiten mitbringt, statt darüber zu motzen, wie ungesund Süßkram ist? Wann habe ich mir das letzte Mal wirklich die Zeit genommen, mich zu ihr auf ihre Couch zu setzen und über die Dinge zu reden, die ihr wirklich wichtig sind? Und wenn es auch nur Kleinigkeiten sind - ihr Garten, ihre Strickereien, ihre Backrezepte. Es gibt so viele Rezepte, die nur sie perfekt beherrscht und wir hatten immer davon geredet, dass sie mir diese bei Gelegenheit zeigt.
Was, wenn diese Gelegenheit nie gekommen wäre?
Kein Mensch hatte bei ihr, die sich stets bester Gesundheit erfreut hat, erwartet, dass es so schnell gehen würde. So eine schlimme Diagnose gestellt werden würde. Und noch hat sie es nicht überstanden, nein, jeder Tag ist ein Kampf. 
Doch von nun an wird es bergauf gehen. Es muss. Der Frühling kommt endlich, auf den sie so lange schon gewartet hat. Es gibt immer etwas, für das sich das Durchhalten lohnt. 
Ich werde nun den Computer ausmachen. Versuchen, an etwas anderes zu denken. Und einfach das beste hoffen.

Donnerstag, 11. April 2013

Single, single, double

Die Oma schwimmt gesundheitlich derzeit wieder obenauf. Nach einigen bangen Tagen und der immer noch andauernden Ungewissheit, was ihr nun eigentlich fehlt, entspannt sich die Lage bei uns wieder etwas und jeder geht wieder seiner Wege. 
Ich zum Beispiel gehe jetzt ins Zumba.

Ich weiß gar nicht genau, wie ich da wieder reingerutscht bin. Der Kurs ist abends, wenn ich an sich gerne meine Ruhe habe. Aber eine meiner lieben Freundinnen fragte euphorisch "heeeeey Mia! Wir wollen ins Zumba, du gehst doch auch mit, oder? Hast ja schon seit Jahresbeginn davon geredet, endlich ein bisschen abzunehmen." 
Wumm. 
Das saß. 
Bei solchen Freunden braucht man wirklich keine Feinde. 
Natürlich meldete ich mich nun beim Kurs an. 

Wie erwartend ist die Kursleitung jünger als wir alle, braun gebrannt und bildschön. Ach ja, und kinderlos. Motiviert beginnt sie mit der ersten Schrittfolge, was bei ihr fantastisch und bei uns blöd aussieht. 
"Ihr kommt alle super mit!", lacht sie, während der Schweiß ihr perlend vom Hals läuft. Gemeinheit. Wir sind alle rot im Gesicht, sie nicht. Aber sie ist so hübsch, dass man ihr deswegen nicht lange böse sein kann.
"Wer von euch will ein bisschen abnehmen!?", ruft sie in die Runde. 
Zwölf Hände - mehr Teilnehmer gibt es nicht - schießen in die Höhe. 
"Oooookay, dann mal mehr Tempo hier! Auf geht's! Boom! Boom! Boom boom boom! Und jetzt die Beine! Single, single, double. Wooohoooo!"
Wir machen nicht woohoo. Dazu hätte ich auch gar keinen Atem mehr.
Spaß macht die Sache schon, das gebe ich gerne zu. Und die hübsche Kursleitung versichert uns, dass wir in ein paar Wochen die Schritte kennen werden und die Sache leichter wird. 
Darauf hoffe ich nun mal. Denn der Muskelkater am nächsten Tag war wirklich fies...

Sonntag, 7. April 2013

Update

Ich kann zaghaft Entwarnung geben: die Oma meines Mannes hatte keinen Schlaganfall.
Aber die Ärzte wissen auch nicht, was es sonst sein könnte.
Fürs erste bleibt sie nun im Krankenhaus. Es könnte ihr Herz sein, eventuell hat sie eine Grippe verschleppt und das hat nun das Herz angegriffen. Aber es kann auch was ganz anderes sein. Die ganzen nötigen Tests, um das heraus zu finden, beginnen erst morgen. So lange warten wir eben ab. 
Ich habe ihr ihre Lieblingszeitschrift besorgt. Und ihre Lieblingspralinen. Und meinem Mann mitgegeben, der sie heute kurz besucht hat. Sie hat sich sehr gefreut und man hat ihr angemerkt, wie gerne sie daheim wäre. Aber immerhin wirkte sie wieder klarer und gefasster, deswegen sind wir aktuell ganz guter Dinge. 
Ich werde nun erst mal tief durchatmen und mich zurück lehnen. Wir haben zwar noch keine Ahnung, was los ist, aber irgendwie ist mir doch erst mal ein Stein vom Herzen gefallen.

Samstag, 6. April 2013

All I can do is keep breathing

Gestern saß ich abends mit meinem Mann auf der Couch und redete über meine "Probleme." 
Dass ich Angst habe, dass ich keinen Job hier finde, der meiner Ausbildung entspricht. 
Dass ich Angst habe, die Kinder könnten eines Tages in ferner Zukunft auf die schiefe Bahn geraten. 
Dass ich sooo gerne das kleine Bad renovieren würde und all die Möglichkeiten vor meinem inneren Auge sehe - das nötige Geld dazu momentan aber eben nicht da ist. 

Und dann wurde die Oma meines Mannes heute ins Krankenhaus eingeliefert mit Verdacht auf Schlaganfall.
Und plötzlich bemerke ich, wie lächerlich diese Dinge sind. Dinge, auf die ich jetzt noch keinen Einfluss habe, mit denen ich mich erst viel später auseinander setzen muss - sollten sie überhaupt je eintreffen. 
Oder eben Wünsche sind, die sich bestimmt irgendwann erfüllen werden - nur eben nicht so schnell, wie ich es mit meiner Ungeduld gerne hätte. 

Nun sitzen wir eben hier. Die Kids und ich. Und warten. Die Sekunden werden zu Minuten und die Minuten ziehen sich in die Länge. Ich spiele Normalität vor, aber natürlich merken sie trotzdem, dass irgendetwas nicht so ist wie sonst. 
Ich werde mich melden, sobald ich hoffentlich die Nachricht bekomme, dass sich dieser anfängliche Verdacht nicht bestätigt hat.