Donnerstag, 26. September 2013

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Manche Dinge sind leichter zu ertragen als andere. 
Damit, dass ich in meinem Job nicht wirklich zufrieden bin, komme ich zurecht. Ich behalte eben die Hoffnung, gehe mit offenen Augen durch die Welt und halte stets Ausschau nach einer besseren Möglichkeit. Irgndwie kann ich mich damit arrangieren. 

Manche Dinge sind schwerer zu ertragen als andere. 
Als die Uroma der Kinder vor zwei Tagen operiert werden sollte, stellten die Ärzte fest, dass sie ihr nicht helfen können. Der Krebs ist bereits überall. Also verschlossen sie die Wunden wieder und gaben ihre Prognose ab. Wenn sie sich wieder erholt hat, geht es mit einer Chemo weiter. Aber dadurch wird die Krankheit nicht geheilt. Sondern nur eingedämmt.

Die ganze Familie steht Kopf. Plötzlich erscheinen einem die eigenen Sorgen über den blöden Job lächerlich gering. Um die Kinder nicht zu verwirren, versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Und doch gibt es mir jedes Mal einen Stich, wenn sie nach ihrer Uroma fragen. Denn niemand von uns kann sagen, wie lange sie noch da sein wird. 

Wir versuchen trotzdem alle, optimistisch zu bleiben. Doch diesmal ist das wirklich verdammt schwer. 

Mittwoch, 25. September 2013

Wie aus uns eine Familie wurde - der Zusammenzug

Mein späterer Mann und ich verbrachten bald jede freie Minute zusammen. Dabei war es natürlich förderlich, dass er seine eigene Wohnung hatte. Ich fuhr quasi nur noch zum Schlafen nach Hause. Zum Geburtstag schenkten mir meine Freundinnen eine Kosmetiktasche mit Ersatzschminke, Zahnbürste und Haargummis. Diese konnte ich dann in seiner Wohnung deponieren, denn sonst hatte ich immer alles mitschleppen müssen. 
Als mein Mann diese Tasche das erste Mal sah, dachte er einen Moment nach. 
"Eigentlich", sagte er dann, "könnte ich dir auch im Schrank ein bisschen Platz frei machen."
(Einige Zeit später sollte ich zwei der drei Schränke komplett für mich beansprucht haben.)
"Klar", stimmte ich begeistert zu. So bindungswillig hatte ich bisher noch nie einen Mann erlebt und ich freute mich über jeden Schritt Richtung extrem feste Beziehung, den wir gingen. 
Nach einem halben Jahr hatten wir die Hin- und Herfahrerei dann satt. Dadurch blieb viel Zeit auf der Strecke und das wollten wir nicht mehr. Wir beschlossen also, offiziell zusammen zu ziehen. Viel änderte sich durch diesen Entschluss nicht - die meisten meiner Sachen waren mittlerweile in seiner Wohnung. Trotzdem gingen wir aufgeregt zusammen zur Meldestelle und machten Nägel mit Köpfen. Und dann waren wir gemeinsam auf seine Adresse eingetragen. Der erste richtige Schritt auf unserem Weg in eine Zukunft zu zweit.

Was danach kam? Oh, jede Menge. Ein wunderschöner Heiratsantrag und zwei Hochzeiten - einmal standesamtlich, einmal kirchlich. Zwei Kinder. Ein Haus. Aber das erzähle ich euch schon noch ;)

Samstag, 21. September 2013

Dinge, die Personen in letzter Zeit zu mir gesagt haben...

...und meine Reaktion darauf. 

Der Große: "Mama, du bist meine beste Freundin."
"Ich hab dich lieb, kleine Erdbeere."
"Wir bleiben immer zusammen, oder? Bis wir gaaaanz alt sind."
Meine Reaktion darauf: Umknuddeln. 

***

Meine Schwiegermutter: "Mia, bald habe ich Geburtstag."
Ich: "Das ist mir bewusst."
Sie: "Ja, da musst du dir noch was für meine Feier einfallen lassen!"
Meine Reaktion: "WTF!?"
Gut, das war nicht ganz ehrlich. Ich traute mich wie üblich nicht, etwas zu sagen und wälze seitdem Kochbücher auf der Suche nach einem passenden Motto. 

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Mein Mann sucht nach einem Parkplatz und steuert aus Versehen einen Behindertenparkplatz an. 
Ich: "Da darfst du nicht parken, du bist nicht behindert. Das kommt dir nur manchmal so vor."
Seine Reaktion: Quasi nicht vorhanden. Ja, er weiß nach bald acht gemeinsamen Jahren, wann er mich am besten zu ignorieren hat.

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So, nachdem ich heute wieder einen (ärgerlichen) Tag in meinem (undankbaren) Job hinter mir habe und viel zu viel (dagegen wertvolle) Zeit mit meinen Kindern verloren habe, mache ich mich heute zeitig auf ins Bett. Wer weiß, vielleicht kommt der Große wieder mal in mein Bett gekrochen und schmiegt sich an. Momentan sind es diese kleinen, aber unbezahlbaren Momente, die dafür sorgen, dass doch irgendwie alles in Ordnung ist.

Sonntag, 15. September 2013

Klärungsbedarf

Nachdem der Große letzte Woche schon zum zweiten Mal nicht in den Kindergarten gehen wollte, weil er Angst hatte, gehaut zu werden, fasste ich mir nun doch ein Herz und sprach die Erzieherin an. Sie empfand diese Situationen nicht als so schlimm und mein Großer sagt es ihr immer gleich, wenn etwas vorfällt. Manchmal ist es auch so, dass er dieses Verhalten vom anderen Jungen provoziert; er nimmt ihm dann etwas weg und laut Erzieherin ist der andere Junge sehr cholerisch. Statt sich den gemopsten Gegenstand zurück zu holen, schlägt er eben um sich. So ganz wusste ich nach diesem Gespräch nun nicht, woran ich war und wie ich mich verhalten sollte; war mein Kind nun also Täter oder Opfer? Oder möglicherweise beides?

Ich verlegte unsere abendliche Sprechstunde auf den Nachmittag. Redete mit Engelszungen auf ihn ein. Dass er mir immer alles sagen könne, aber dazu auch ehrlich sein müsse. Er beharrte darauf, niemanden geärgert zu haben, doch da bleibe ich misstrauisch. Oft ärgert er den Kleinen ja auch und gibt es dann nicht zu. 
Wir redeten also lange über die Thematik. Ich riet ihm, dem anderen Jungen aus dem Weg zu gehen und zwei Tage lang ging es gut. 
Dann wurde der andere Junge für einige Zeit aus der Gruppe geschickt, weil er meinen Großen geschlagen, gezwickt und gebissen hatte. Der Große war direkt verwirrt, als ich ihn abholte; hatte doch die Mama ihm gesagt, wenn er den anderen Jungen nicht ärgert, haut ihn dieser auch nicht. Und schließlich hatte er ihn an diesem Tag nicht geärgert. 
Ich fragte also wieder nach. Es stimmte; der andere Junge war mittendrin auf meinen Großen zugegangen und hatte ihn gehaut. Als die Erzieherin den Jungen vom Großen wegzog, schnappte er sich das Kind, das neben ihm stand und machte mit dem weiter. 
Ich möchte nicht sagen, ich bin beruhigt, weil ich nun weiß, dass es nicht am Großen liegt. Es gibt eben Kinder, die haben Wut in sich und wissen diese Wut nicht anders auszudrücken - als eben mit Gewalt. Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch nicht ein, dass der Große darunter leiden soll.
Ach, alles so schwierig. Wie war das noch einfach, als es nur uns beide gab. Mein Mann pendelte damals noch und wir haben zu zweit die schönsten Ausflüge gemacht. Mit dem Kindergarten haben so viele Probleme angefangen, die wir vorher nicht hatten. 
Irgendwie freue ich mich jetzt schon direkt auf die nächsten Ferien.

Freitag, 6. September 2013

Über die Vereinbarkeit von Arbeit & Kindern

Momentan fühle ich mich wie ein Pendler. Ich pendle zwischen den Kindern und der Arbeit hin und her. An sich bin ich ja bloß auf 450-Euro-Basis eingestellt, doch da unter den Kollegen eine rege Fluktuation herrscht komme ich derzeit in der Woche auf mehr Stunden, als ich sollte. Meist bin ich abends im Hotel, wenn die Kids schon im Bett sind, also bin ich trotzdem die meiste Zeit bei ihnen. Und doch tut es mir Leid, dass ich abends nicht verfügbar bin, denn der Große macht momentan im Kindergarten eine schwierige Zeit durch.

Ein Junge - diesmal ein anderer als letztes Mal - scheint es auf ihn abgesehen zu haben. Jeden Tag, wenn ich ihn abhole, sagt er, dass der andere Junge ihn gehauen hat. Sollte heute wieder etwas vorgefallen sein, werde ich die Erzieherin darauf ansprechen, wir haben diese Probleme erst seit Anfang der Woche. Aber mein Großer, der immer gerne in den Kindergarten gegangen - nein, eher gehüpft ist, mag nun nicht mehr hin. Er möchte lieber bei der Mama bleiben, sagt er. Da ist es viel schöner. Und da haut ihn auch niemand. 

Für mich ist das schwierig. Abends haben wir sonst immer darüber gesprochen, wie sein Tag war und noch lange gekuschelt. Nun bringe ich ihn abends hastig ins Bett, um ins Hotel zu hetzen, da bleibt nicht mehr viel Zeit, seine Erlebnisse aufzuarbeiten. Und mit meinem Mann mag er darüber nicht reden.  Nun fühle ich mich irgendwie so, als würde ich ihn mit der Situation alleine lassen, auch wenn wir tagsüber nun eben mehr über diese Thematik reden. Das schlechte Gewissen bleibt.

Na ja. Aber vielleicht haben wir ja Glück und der andere Junge macht gerade eine schwierige Phase durch, in der er eben auf das Hauen zurück greift. Gestern habe ich gesehen, wie die Erzieherin ihm eine Standpauke gehalten hat, deswegen habe ich bislang nichts gesagt. Aber so weiter gehen kann es auf jeden Fall nicht. 
Ich werde berichten..