Samstag, 30. Juni 2012

Damals und heute

Der beste Freund meines Mannes wird 30. Etwas nostalgisch erinnern die Männer sich an den achtzehnten Geburtstag des Jubilars - damals waren sie zusammen mit ihrer Clique an den Gardasee gefahren und hatten beim Camping mit Dosenravioli und Rotwein aus Tetrapaks die Woche ihres Lebens.
Der dreißigste Geburtstag läuft anders ab. Statt Rotwein gibt es Radler und Apfelschorle für die - wie mich - die noch fahren müssen. Statt Dosenravioli wird gegrillt und ein riesiger Bottich mit Kartoffelsalat daneben gestellt. Statt sich die tiefsten Geheimnisse oder dreckige Witzchen zu erzählen, spricht man über die Kinder. 

Ich sitze mit dem fremdelnden Kleinen, der sich ängstlich an mir fest klammert, anfangs etwas abseits, bis er sich aklimatisiert hat und beobachte dabei die Gäste. Wie gut der Jubilar sich mit seiner Schwiegermutter versteht! Meine Mutter mag meinen Mann zwar auch, doch so ein herzliches Verhältnis, wie ich es hier sehe, hatten sie nie.
Auch die Gruppenbildung ist interessant zu verfolgen. Die Raucher sitzen an einem Tisch zusammen - fern abseits der meckernden Nichtraucherschar. Die Mütter, die gerade nicht ihrem Nachwuchs hinterher laufen, haben sich ebenfalls zusammen getan. Die Väter findet man mit Colaweizen in der nächsten Ecke. Sie unterhalten sich gerade über Gartengeräte. Mein Mann gestikuliert wild mit. Er fühlt sich wohl in dieser Welt. Er kennt diese Menschen schon beinahe sein halbes Leben lang. 
In der letzten Ecke sitzen die Singles, die vom Feiern am Abend zuvor noch etwas übernächtigt wirken. Es ist gar nicht so lange her, da wäre ich an diesem Tisch zu finden gewesen.  

Nun sehe ich zu den Kindern. Der Große hat seinen Spaß. Wie die anderen Kinder auch hat er sich ausgezogen und springt abwechselnd in Planschbecken oder Sandkasten. 
Plötzlich gibt es Aufregung unter den Kindern. Eine Mutter kommt herbei gelaufen. Eines der Kinder hat sich im Sandkasten erleichtert. Alle anderen Kinder verlassen fluchtartig das Gebiet und gruppieren sich neu im Planschbecken. 
Nun klettert auch noch die Tochter des Jubilars auf den Spielturm und pinkelt breitbeinig auf die Holzlatten. Erneut Aufregung. 
"Was spritzt denn da so!?", erkundigt sich der Große bei mir, der auf einen Schluck Apfelschorle und einen Bissen Breze vorbei schaut. 
"Ach na ja." Wie erkläre ich das diplomatisch!? "Deine Freundin hat da aus Versehen Wasser verschüttet."
"Ich mag auch Wasser spielen!"
Na da habe ich was losgetreten. Die Kids schnappen sich - vom Großen angeführt - kleine Wasserbomben und befüllen alles, was sie finden können, mit Wasser - Eimer, Gießkannen und Sandförmchen. Nun klettern sie auf den Turm und schütten dann das Wasser herunter. Sie jauchzen und haben die größte Freude dabei. Es macht Spaß, ihnen zuzusehen. 
Schließlich machen wir uns auf den Heimweg. Wir müssen fast eine Stunde lang fahren und die Kinder sind müde. Der Große hockt trotzdem zufrieden in seinem Autositz und erzählt mir aufgeregt von den ganzen Kindern. Nun freut er sich noch mehr auf den Kindergarten. 
Ich bin gespannt, wie der dreißigste Geburtstag meines Mannes in drei Wochen wird! 

Donnerstag, 28. Juni 2012

Noch vier Tage...

Aufregung im Hause Lipstickmum: ich habe ein Vorstellungsgespräch!
Bereits vor einigen Wochen ging die Bewerbung für eine Firma hier im Ort raus. Gesucht wurde eine Teilzeitkraft im Bürobereich, was meiner Ausbildung entspricht. Ich schickte die Bewerbung ab, rechnete aber mit keiner Zusage. Denn hier bei uns auf dem Land herrscht immer noch Vetternwirtschaft. Ohne Beziehungen kommt man eigentlich nirgendwo rein. Und da ich hier mit niemanden zur Schule gegangen bin und keinem Kegelclub angehöre, war mir klar, dass die Bewerbung schnell wieder zurück kommen würde.
Und nun das. Nächsten Dienstag nachmittag ist es soweit. Nachdem ich als erstes telefonisch und wie gewohnt professionell eine Kinderbetreuung organisiert hatte ("Gatte!! Du musst nächsten Dienstag früher aufhören zu arbeiten, ich habe ein Vorstellungsgespräch, wuaaaaaaaaaaah!!!!!!!!") widmete ich mich dem eigentlichen Problem. 

Was soll ich bloß anziehen!?


Nach drei Jahren im Kinderreich mit Kartoffelbrei, Spinat, Schokoladeneis und Apfelsaft ist von meiner einstigen Businessmode kaum mehr etwas übrig. Ich bringe huschhusch die Kinder ins Bett, damit ich mich dem mageren Inhalt meines Kleiderschranks in aller Ruhe widmen kann.
Da hinten in der letzten Ecke entdecke ich einen Nadelstreifenrock. Perfekt! Doch leider hat er einen Fleck, müsste dringend gebügelt werden und sitzt insgesamt etwas strammer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die EM mit vielen kalorienreichen Fernsehabenden tut mir nicht gut. 
Der Rock geht also nicht. Ich finde eine graue Stoffhose, die man als elegant bezeichnen könnte. Zumindest ist sie fleckenfrei. 
Ich zaubere eine nagelneue, weiße Bluse (wofür habe ich die denn gekauft? Wenn die Kinder dabei sind, kann ich sie die nächsten zehn Jahre doch sowieso nicht anziehen) hervor, dazu einen roten Pullunder. Sieht sehr schick aus, zusammen. Ist zwar etwas warm bei derzeit circa 30 Grad im Schatten, aber eine echte Alternative habe ich nicht. Dazu hübsche Sandälchen mit Absatz, das macht ein bisschen Sommer-Feeling. 

Warum mache ich mich eigentlich so verrückt? Bestimmt ist jetzt schon klar, wer die Stelle bekommt und ich wurde nur für die Quote eingeladen. Damit den Personalchefs nicht vorgeworfen werden kann, sie laden nur Leute ein, die sie kennen. 
Aber bald wissen wir mehr. Daumen dürfen natürlich trotzdem jederzeit gedrückt werden!

Montag, 25. Juni 2012

Küchentrolle

Und schon ist wieder Montag. 
Nach einem opulenten Wochenende gibt's bei uns am Montag meist eher weniger zu essen. Also für meinen Mann und mich. Die Kids essen wie sonst auch - der Große wenig, der Kleine viel. Der Große kommt aber heute trotzdem auf seine Kosten: es gibt einen Apfel-Gries-Auflauf. 
Als Fleischverweigerer ist er Mehlspeisen sehr angetan. Ich beginne also damit, einen Griesbrei zu kochen. Der Kleine findet das eher doof. Er zupft an meinem Bein und kräht. Als ich nicht reagiere, regt er sich richtig auf. Er setzt sich hin, rauft sich die Haare und schreit erbost volle Kanne los. 
So kommen wir nicht weiter. Ich nehme ihn hoch. Einarmig kann ich nun aber keine Äpfel schneiden. Also den Kampfzwerg doch wieder auf den Boden setzen. 
Der Große fühlt sich durch das erneute Krakeelen, das nun folgt, persönlich beleidigt. Also schubst er den Kleinen kurzerhand um. Das hilft natürlich nicht wirklich. Der Kleine schreit noch lauter und von mir kriegt der Große noch eine auf den Deckel. 
"Großer!!! Du kannst doch deinen kleinen Bruder nicht einfach so umschubsen!! Sei doch lieb zu ihm!"
"Mag ich nicht!"
Oha. Eine Trotzreaktion. Hier ist Pädagogik gefragt. 
"Weißt du", säusele ich, "der Kleine, der hat dich soooo lieb! Schau, der krabbelt dir immer hinterher und möchte sehen, was du machst. Du bist sein großes Vorbild. Und wenn du ihn umschubst, denkt er, das ist in Ordnung und schubst dich vielleicht auch einmal um. Das willst du doch auch nicht, oder?!"
"Der schubst mich nicht um", sagt er im Brustton der Überzeugung. 
"Wenn aber doch!?", frage ich nach. Der Große überlegt. "Dann schubse ich ihn noch mal um!", erklärt er begeistert. 
Gut. Diese Lektion hat er noch nicht einwandfrei begriffen. Ich werde am Ball bleiben. 
Den Griesbrei muss ich noch mal kochen. Der ist mir nun irgendwie in der Zwischenzeit verbrannt..
  

Samstag, 23. Juni 2012

Samstags im Supermarkt

Ich schreibe es frei heraus: wir brauchten Kondome. Ich bin eine erwachsene Frau mit einem erwachsenen Blog. Am Kondomkauf ist nichts verwerflich!
So denke ich zumindest, als ich mich an diesem sonnigen Samstag auf den Weg in den örtlichen Supermarkt mache. Natürlich wie üblich bewaffnet mit zwei Kindern. Mein Mann war gestern schon dort, hatte aber keine Kondome gefunden. Und fragen wollte er dann auch nicht. Schließlich wohnen wir fast gegenüber des Geschäfts und aus der Nachbarschaft kennt uns fast jeder.  Ins Gerede kommt man bei den Leuten hier bei uns auf dem Land schnell. Auch, wenn man nur Kondome kauft. 

Mir war also klar: ich muss das selber in die Hand nehmen. Da aber Samstag der Garten-Arbeitstag meines Mannes ist, kann ich mich nicht alleine in den Supermarkt schleichen, sondern muss eben die lärmenden Kinder mitnehmen. 
Natürlich finde ich das Gesuchte sofort. Ich habe langsam den Verdacht, mein Mann wollte mir einfach die Erfahrung des Präservativkaufes mit Kindern gönnen und hat deshalb keine Kondome "gefunden".   

Ich drehe mich mit der Schachtel in der Hand um. Hinter mir steht die Kollegin meiner Schwiegermutter. Gott sei Dank schaut sie zu den Kindern. Uff, noch mal Glück gehabt. Wir gehen zur Kasse. 
Eigentlich wollte ich alibimäßig noch etwas anderes kaufen. Zucker oder so etwas. Und dann die Kondome daneben. Kosmopolitisch. So a la: ich brauchte Zucker zum Backen und hab' noch schnell Kondome mitgenommen. Aber dann denke ich mir: ich bin erwachsen. Es geht auch ohne Zucker.

An der Kasse geht es zu. Traurig und allein liegt die Packung Kondome zwischen zwei Trennbalken. Ein alter Mann hinter mir schaut mich neugierig an. Ich drehe mich weg. Da spricht mich ein junger Mann an.
"Du, ich habe nur einen Leergutbon. Kann ich vielleicht vor!?"
"Ich habe auch nur einen Artikel. Frag' mal die Frau, die vor mir dran ist, dann musst du nicht so lange warten!"
Er guckt auf das Band und sieht meinen Artikel. Dann zählt er die bei mir anwesenden Kinder - eins sabbernd, eins quengelnd - und sieht mich mit einem mitleidigen Blick an. Ich weiß, was er beim Anblick der Kondome und der Kinder denkt: na Alte, der Gedanke kommt dir reichlich spät. 
"Mama, was hast du denn da?", fragt der Große und deutet auf die Schachtel. 
"Ja, so eine Sache halt!", nuschle ich leise. Je leiser ich werde, desto lauter wird der Große. War schon immer so. 
"Was ist denn das!?" Er späht aufs Band. Die Kunden hinter ihm tun es ihm gleich und glotzen auf die Kondompackung. 
Ich komme mir vor wie bei "versteckte Kamera". Ehrlich. 
Endlich sind wir wieder draußen und eilen nach Hause. Ich bin direkt geschafft.  Das nächste Mal werde ich doch wieder meinen Mann schicken. Ich habe ihm ganz genau beschrieben, wo er die Kondome findet.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Durch den Monsun

Gestern Abend zog sich plötzlich der Himmel zu. Es war bereits nach einundzwanzig Uhr und da das Baby momentan wieder jede Stunde wach wird, was etwas anstrengend ist, war ich auch schon auf dem Weg ins Bett. Das heißt, ich stand bereits im Pyjama im Bad, um mich abzuschminken. 
Plötzlich kamen dann wie gesagt Wolken auf. Aber was für welche! In Sekunden wurde es draußen schwarz. Glücklich freute ich mich, bei diesem Mistwetter nicht draußen unterwegs zu sein.
Da fiel es mir ein: die Sandkiste vom Großen war nicht abgedeckt. Der Deckel machte sich bei starkem Wind oft selbstständig und flog wild durch den Garten. Da wir zur Straßenseite hin noch keinen Zaun haben, sondern nur eine kniehohe Hecke, sah ich es schon vor mir, wie der Deckel auf die Straße segelte und dort einen schlimmen Autounfall verursachte. 
Das ging natürlich nicht. So wie ich war lief ich die Treppen nach unten und sprintete in den Garten. Es blitzte und donnerte, der Regen ergoss sich sintflutartig auf die Welt. Ich schnappte mir zwei Steine und rannte durch das Nass zum Sandkasten. Wessen blöde Idee war es eigentlich, den Sandkasten ans andere Ende des Gartens zu stellen!? Äh ja, richtig. Meine. Verdammt. 
Mit den Steinen in beiden Händen rannte ich zum Sandkasten. Das eine Auge abgeschminkt, das andere noch bemalt. Die lockere Pyjamahose rutschte und gewährte den Lebensmüden, die es wagten, auf der Straße unterwegs zu sein, einen unfreiwilligen Ausblick auf mein Hinterteil. 
Geschafft! Die Steine waren an Ort und Stelle. Und keinen Augenblick zu früh: der Deckel hatte sich durch den starken Wind bereits halb von der Kiste gelöst. 
Nun also noch zurück ins Haus sprinten. Komplett durchnässt. Glücklich das sichere Haus erreichen. Und wieder: geschafft!
Im Haus dann ins Wohnzimmer zum Gatten gegangen, der vom Fernseher saß und von meiner Kamikaze-Aktion nichts mitbekommen hatte. 
Sich vom Regen klatschnass neben den Ehemann fallen lassen und die Frage gestellt bekommen: "Hast du Sport gemacht oder wieso bist du so verschwitzt?!"
Unbezahlbar.

Montag, 18. Juni 2012

Zwergenaufstand

Ich liebe meine Kinder. Derzeit am meisten, wenn sie schlafen. 
Die Hitze macht dem Baby zu schaffen. Er schwitzt und schüttelt deswegen ärgerlich seine kleinen Fäustchen. Erbost reagiert er auch, wenn er etwas essen möchte und ich bin nicht schnell genug. Er hoppelt in seinem Hochstuhl auf und ab, während ich seine Brotstückchen klein schneide. Vor lauter Hopsen verfehlt er dann natürlich seinen Mund, wenn er mit der ganzen Faust versucht, einen Mini-Brocken in die Luke zu schieben. Das regt ihn dann erst recht auf. 
Mittagsschlaf ist out. Nach spätestens einer Stunde ist Schicht im Schacht und mehr gibt's an Tagschlaf nicht mehr. Die Nachmittage mit übernächtigtem Kind ziehen sich etwas.
Parallel dazu testet der Große mal wieder seine Grenzen aus. Er nimmt dem Kleinen alles weg, auch wenn er es gar nicht braucht. Vorher waren wir im Garten und haben ein bisschen mit dem Planschbecken gespielt. Da kippt er dem Kleinen den vollen Wassereimer über den Kopf. Klingt nach einer lustigen Anekdote, ist in der Praxis aber gar nicht komisch. Zumindest der Kleine fand diese Überraschung nicht gut. Die empörten Schreie habe ich jetzt noch im Ohr. 
Aber es ist bald achtzehn Uhr und um neunzehn Uhr gehen die Kids ins Bett. Das sitzen wir jetzt noch aus. Und hoffen, dass morgen wieder ein besserer Tag ist, an dem ich Liebesgefühle für meine Kids auch dann hege, wenn sie sich im Wachzustand befinden. 

Samstag, 16. Juni 2012

Der schlafende Betonmischer

Bis der Große anderthalb Jahre alt war, hat mein Mann gependelt. Er hat in der Großstadt gearbeitet und war nur am Wochenende hier. Man gewöhnt sich an alles, auch wenn er natürlich viele Momente im ersten Jahr des eigenen Kindes verpasst hat. Und das Verhältnis zwischen den beiden ist heute noch nicht so eng, wie es sein könnte. 
Der Kleine hingegen - ein typischer, moppeliger Sonnenschein, der nur nachts und zahnbedingt zum Monster mutiert - steht total auf seinen Vater. Wann immer er ihn irgendwo in der Ferne erspechtet, beginnt er wild auf meinem Arm auf und ab zu zappeln. Dann winkt er mit beiden speckigen Ärmchen. Und lacht dazu über das ganze Gesichtchen, bis der Papa ihn nimmt. Ist direkt schön zum Zusehen. 
Der Große und sein Papa geraten oft aneinander. Sie sind sich sehr ähnlich und haben teilweise den gleichen, merkwürdigen Humor, den nur sie beide verstehen. 
Jetzt gerade zum Beispiel tun sie es schon wieder. 
"Großer, du räumst jetzt deine Autos auf!"
"Nein. Sollst du machen!"
"GROßER! Wenn der Papa sagt, du sollst aufräumen, dann räumst du auf!!"
"Warum denn?"
"Weil der Papa das gesagt hat!"
"Warum hast denn du das gesagt!?"
Dem Papa geht langsam die Geduld aus. Ich bringe mich ein. 
"Herzchen, du weißt doch, dass man am Ende des Tages aufräumt. Damit die Spielzeuge in ihren Kisten gut schlafen können!"
Das leuchtet ihm ein. Klaglos beginnt er aufzuräumen. Mein Mann staunt. Der denkt immer, ich lasse den Kids hier den ganzen Tag alles durchgehen. Dabei führe ich hier ein straffes Regiment. Das traut mir nur immer keiner zu. 
Aha. Nun hat der Große beim Aufräumen einen lange verschollenen Freund gefunden: den kleinen, gelben Betonmischer! Natürlich ist das Aufräumen vergessen. Träumerisch fährt er mit dem Betonmischer über den Teppich und macht dabei leise Rattergeräusche nach. Eine Weile sehen wir ihm zu, dann erinnern wir ihn daran, dass der Betonmischer schon müde ist. Und so wandert er zu den anderen Autos in die Kiste.
"Sind keine Autos, Mama! Sind Fahrzeuge!"
Na gut. Dann eben zu den Fahrzeugen.

Freitag, 15. Juni 2012

Die Erdbeerfrage

In rund einem Geburtstag feiert mein Mann seinen 30. Geburtstag. Es ist Sommer, wir haben einen Garten - logische Schlussfolgerung: wir wollen draußen grillen. Natürlich werden zu diesem Anlass jede Menge Leute eingeladen, für die es jede Menge Nahrungsmittel zuzubereiten gibt. 
Bisher stehen zum Grillen Würstchen, Fleisch, Fisch und Gemüsespieße auf der  Liste. Einen Kartoffel- und Nudelsalat wird es auch geben. Dazu Klassiker wie Tomate-Mozzarella, Blattsalate und Gurke. Frisches Baguette dazu für die kein-Salat-Fraktion. 
Und dann natürlich der Kuchen. Der bereitet mir am meisten Probleme. 
Mein Mann liebt Erdbeeren. Also wollte ich eine besondere Erdbeertorte zaubern. Nicht einfach bloß eine mit Sahne, sondern etwas wirklich Außergewöhnliches! Deshalb gibt es bei uns derzeit eine Erdbeertorte die Woche, denn bisher war das ultimative Geschmackserlebnis noch nicht dabei. Also backe ich fröhlich weiter und hoffe, die perfekte Torte eines Tagen in nicht allzu ferner Zukunft zu finden. 
Nebenher bespaße ich das zahnende Baby. Momentan geht ihm alles gegen den Strich und er nörgelt vor sich hin. Da hilft auch der Schnuller nichts, er nörgelt einfach um ihn herum. Der Große findet's blöd, dass der Kleine nun selbstständig alle Spielsachen erreichen kann und nimmt ihm ständig etwas anderes weg. Dann plärrt natürlich der Kleine wieder los. Manchmal kann ich gewollt kinderlose Menschen wirklich gut verstehen. Mir ist bewusst, was mir alles entgeht. Aber da habe ich es besser als die Kinderlosen. Denn sie wissen nicht, was sie alles verpassen. Diese tollen Momente, die die Kinder einem geben. Erste Schritte, erste Worte. Und spätestens wenn die Jungs dann wieder einträchtig nebeneinander sitzen, sich einen Ball zurollen und dabei kichern, ist auch meine Welt für den Moment wieder in Ordnung. 

Mittwoch, 13. Juni 2012

Man trifft sich immer zweimal im Leben

Ich habe oft und lange über diesen Satz nachgedacht. Stimmt er, stimmt er nicht?
Ich denke, es ist wahr. Doch in einem Leben trifft man so viele Menschen, dass man sich vielleicht manchmal nicht mehr erinnern kann. 

Ich war mit meiner besten Freundin in der Disco. Wir tanzten, als uns versehentlich ein Mann anrempelte. Er entschuldigte sich und lächelte uns dann an. Aus irgendeinem Grund blieb mir sein Gesicht in Erinnerung. 
Rund ein halbes Jahr später traf ich ihn wieder. In der gleichen Disco. Er wusste es nicht mehr. Doch diesmal kamen wir ins Gespräch. Wir trafen uns und ich hatte das beste Date meines Lebens. Einfach alles war perfekt. Doch er hatte eine siebenjährige Beziehung hinter sich, über die er noch nicht hinweg war. Und so trennten sich unsere Wege wieder.

Letztens brauchten wir einen Elektriker für unser Haus. Er kannte meinen Mann, mir war er fremd. Und doch unterhielten wir uns einen Moment über die Kinder und über seine Enkel.
Gestern war ich mit den Jungs spazieren. Im einen Moment schien die Sonne, im nächsten Moment tobte das Jahrhundertgewitter. Und was passierte? Der nette Elektriker sah uns unter einem Vordach stehen und brachte uns in seinem Bus nach Hause. 

Man weiß nie, ob man sich im Leben noch einmal trifft. Oder für was es gut ist. Ob man bei manchen Menschen die Chance bekommt, genauer hinzusehen - oder eben nicht. Vielleicht sind solche Begegnungen nur Zufälle. Oder ich habe einfach ein ausgesprochen gutes Erinnerungsvermögen ;)

Dienstag, 12. Juni 2012

Erinnerungen

Die Schlechte-Laune-Wolke ist weiter gezogen, der Zahn vom Kleinen ist durchgebrochen. Die Nacht war wieder wie gewohnt, daher ist meine eigene Laune heute auch wieder besser. Was so ein bisschen Schlaf doch alles bewirken kann!

10 Monate ist er nun bald. Ich werde nostalgisch. Ich erinnere mich an den Moment eines schönen Morgens, als ich im Bad saß und freudig auf den Schwangerschaftstest blickte. Mein Mann und der Große schliefen noch und ich genoss diesen kurzen Moment, in dem nur ich von meinem Baby wusste. 
Dann kamen die furchtbaren ersten zwölf Wochen. Mir war dauerübel und wenn es mal gerade nicht so war, hatte ich panische Angst, mit dem Baby wäre etwas nicht in Ordnung. 
Der Bauch wuchs, das Baby gedieh. Relativ früh spreizte er grazil die Beinchen und gab der Ärztin und mir einen guten Ausblick darauf, zweifache Jungsmama zu werden. 
Dann die Geburt. Die Tage danach waren anstrengend. Er nahm nicht genug zu, wir mussten mit der Flasche nachfüttern, was uns unter Stress setzte. Nach vier Tagen hatte ich genug. Die Ärzte und Schwestern freuten sich, weil ich so schnell wieder auf die Beine kam. Und ich wollte um jeden Preis nach Hause zu meinem Großen. 
Bis auf ein paar gelegentliche Eifersüchteleien läuft es gut mit den Kids. Sicher sind sie oft schlecht gelaunt und sicher schimpfe ich oft über sie - oder auch wahlweise mit ihnen. Doch ich kann mich nicht beschweren. Ich wollte es so und ich würde es auch nie anders wollen. 
Jetzt lehne ich mich einfach zurück, sehe dem Kleinen ein bisschen dabei zu, wie er sich an den Möbeln entlang hangelt und freue mich auf die vielen Schritte, die noch vor uns liegen.  

Montag, 11. Juni 2012

I don't like mondays

Es ist wieder Montag. Und wie fast jeden Montag sind die Kids so richtig mies drauf.
Wir beschließen, den ungeliebten Tag mit einem schönen Frühstück zu beginnen. Der Große nölt. Er möchte keine Milch trinken, er will lieber Limo. Wo gibt's denn so was!?
Dann entscheidet er sich zwischen Erdbeer- und Himbeermarmelade für letzteres. Nach dem ersten Bissen hätte er doch lieber Erdbeer. Zaubern kann ich nicht, da muss er jetzt durch. Passt ihm nicht. Schlecht gelaunt kaut er an einem Stück herum und will dann wissen, ob er als Belohnung, wenn er alles aufgegessen hat, Schokolade haben kann. 
Hoffentlich redet er im Kindergarten nicht auch so daher - von Schokolade und Limo. Die Erzieherinnen denken sonst, er kriegt solche Schleckereien zu Hause bestimmt im Übermaß. Dabei bin ich eigentlich ziemlich stolz auf seine ausgeglichene Ernährung zwischen gesund und ungesund. Aber gestern waren wir bei den Schwiegereltern. Da gab's Limo zu trinken und Schokolade als Nachspeise. Und das hat er sich natürlich sofort gemerkt. 

Auch das Baby scheint unglücklich. Nach einer zahnbedingt richtig miesen Nacht hat er nun keinen Appetit. Er nippelt ein bisschen an seiner Saftschorle und mümmelt einige Bröckchen Brot. Begeisterung sieht anders aus. 

Danach beschließen wir, das Bröselparadies zu zerstören und die kleinen Freunde einfach einzusaugen. Das kommt schon besser an. Der Kleine liebt monotone Geräusche noch immer und saugt sich wohlig an seinem Schnuller fest. Kaum, dass der Lärmpegel verebbt, jammert er wieder. Also spielen wir, krabbeln durch's Zimmer, versuchen, ihn von seinem Elend abzulenken. Es klappt nicht, es fällt ihm immer wieder ein. Er ist müde. Kein Wunder, letzte Nacht waren wir ja quasi dauerwach. 
Ich bringe die Kinder ins Bett. Überlege, wie wir den Nachmittag rum bringen, wenn keiner gute Laune hat. Beschließe, spazieren zu gehen und eventuell einen hübschen Kuchen zu backen. Das heitert zumindest mich immer auf. Ich esse zwar gerne Kuchen, aber das eigentliche Highlight ist für mich das Backen. Das habe ich schon immer gerne gemacht. 
Aha. Da meldet sich der Erste schon wieder. Und es geht von vorne los... 

Sonntag, 10. Juni 2012

Wunsch und Wirklichkeit

Wie der Abend gestern eigentlich ablaufen sollte

Nach einem romantischen, duftenden Ölbad (zu zweit, versteht sich) essen wir ungestört unsere Pizza, kuscheln uns danach vor den Fernseher und freuen uns neunzig Minuten lang mit der deutschen Nationalmannschaft über ihr grandioses Spiel.

Wie der Abend gestern ablief

Das Badewasser wird nicht richtig warm. Mein Mann hat wie üblich versucht, eine Lücke zum Sparen zu finden und irgendwas an Boiler oder Heizanlage verstellt. Frierend sitzen wir in der Badewanne, die enger ist, als gedacht. Bequem kann ich das nicht finden. 
Das von mir gewünschte Ölbad fällt aus. Alles, was mein Mann vom Schlecker-Ausverkauf ergattern konnte, ist ein Muskelvitalbad, das nach Myrrhe riecht. Mein ganzer Arm brennt; ich hatte vergessen, dass ich mich zuvor mit den vertrockneten Rosen im Vorgarten angelegt hatte und diese beim Zuschneiden handgreiflich geworden waren. Tut nun nicht unbedingt gut auf der roten Haut, dieser Badezusatz. 
Die Pizza wird zwanzig Minuten zu früh geliefert. Mein Mann springt hastig aus der Wanne und wirft sich seinen Bademantel über. So läuft er nun nach draußen in den strömenden Regen, nur er und seine luftige Bekleidung. Die junge Frau, die den Pizzakarton in der Hand hält, sieht ihn ziemlich verschreckt an. Sollten wir bislang aufgrund unserer stets lärmenden Kinderschar noch keinen Ruf in der Nachbarschaft haben, hat sich das nun bestimmt geändert. 
Ich habe schon dreimal von meinem ersten Stück abgebissen, da wird der Kleine wach. Ich springe nach oben. Er hatte einen für ihn dramatischen Schnullerverlust und wimmert nun vor sich hin. Als ich ihm den Schnuller zurück in seinen süßen Mund schiebe, klammert er sich an meiner Hand fest. So verharre ich dann gut zwanzig Minuten, bis er wieder fest eingeschlafen ist. Da muss ich nun auf Nummer sicher gehen.
Ich komme nach unten zurück. Mein Mann hat mich nicht vermisst. Von der Pizza ist nichts mehr zu sehen. Als ich mich nach ihrem Verbleib erkundige, erzählt er mir strahlend, dass er die Pizzareste schon entsorgt hat. Ein Stück ist noch im Kühlschrank für mich. Im genannten Gerät finde ich eine kleine Ecke vom Rand, auf die ich dann auch verzichte. 
Das Spiel beginnt. Und gefällt nicht! Zu viele Fehlpässe, zu viele Unsicherheiten, zu wenig Selbstsicherheit. Es entsteht der Eindruck, als würden unsere Jungs sich nicht so richtig trauen. Dann endlich das erlösende Tor. Zittern, bis endlichendlichendlich abgepfiffen wird. 
Danach fallen wir ins Bett. Das Baby ist schon wieder wach. Und so bleibt es auch die ganze Nacht. An Schlaf bekomme ich vielleicht zwei Stunden ab. 
Morgens torkele ich ins Bad. Ich fühle mich wie verkatert. Igitt, so fühlt sich das an? Wenn das so ist, trinke ich bei meiner Freundin lieber doch nichts. 
Erstaunlicherweise mimt mein Mann den Müden. Er, der wieder mal die ganze Nacht friedlich durchschlummert hat. Die Laune sinkt, der Aggressionspegel steigt. 

Ach, wär' ich doch ins Bett gegangen!

Samstag, 9. Juni 2012

Not-blind Date

Ich habe heute Abend ein Date. 
Mit meinem Mann!
Zweisamkeit ist im Alltag mit Kindern ja eher schwer zu finden. Abends, wenn die Jungs im Bett sind, sprechen wir den Tag noch durch oder jetzt, wo das Wetter besser ist, arbeiten wir im Garten. Zu zweit ins Kino gehen? Machen wir nicht. Meine Eltern wohnen nicht hier und meine Schwiegereltern sind der Meinung, wenn man kleine Kinder hat, kann man eben nicht ohne sie irgendwohin gehen. Das einzige Mal im Jahr, wo wir etwas zu zweit machen, ist unser standesamtlicher Hochzeitstag (also nicht der, den mein Mann letztens vergessen hat), an dem wir essen gehen. 
Doch heute Abend wird alles anders!
Wir treffen uns um circa neunzehn Uhr, wenn wir die Kinder ins Bett gebracht haben, im Wohnzimmer. Wir gucken ein bisschen das laufende Fußballspiel, trinken dazu ein bisschen Apfelschorle und essen die Partypizza, die wir uns bestellen werden. Danach gucken wir dann zusammen das Deutschlandspiel. Wenn wir Glück haben, wird in dieser Zeit keines unserer Kinder wach. Danach beenden wir unser Private Viewing damit, dass wir todmüde ins Bett fallen werden, um am nächsten Morgen um circa fünf Uhr von den Kids geweckt zu werden. 
Aber ich freue mich trotzdem wie Bolle drauf :)

Donnerstag, 7. Juni 2012

Smalltalk

Wir haben die übliche Diskussion, wenn es auf das langersehnte Ende der Woche zugeht: was kochen wir am Wochenende?
"Wie wäre es denn mit Nudelauflauf?", schlage ich motiviert vor. 
"Welchen denn?", fragt mein Mann vorsichtig. Einmal, ein einziges Mal habe ich ein Rezept aus einer Zeitschrift ausprobiert, das ich sehr gut fand - und er nicht. Nun hat er immer Angst, dass es dieses Gericht wieder geben könnte. 
"Na den einen! Den mit den großen Nudeln!"
Ich sehe die Fragezeichen in seinen Augen.
"Du weißt schon, mit dem Mozzarella und den großen Nudeln eben!!!"
"Welche großen Nudeln denn!?"
"Ich hol' mal eine Packung, dann fällt es dir bestimmt wieder ein."
Gesagt, getan. Der Gatte jedoch immer noch ahnungslos. 
"Du kochst einfach so viel - und so gut", beeilt er sich zu versichern. "Da kann ich mir nicht jedes einzelne Gericht merken." 
"Ich mag auch Nudeln", meldet sich der Große zu Wort. Mich wundert es sowieso, dass er sich solange aus der Diskussion raus gehalten hat, normalerweise macht er immer konstruktive Vorschläge.
"Magst du auch einen Nudelauflauf, Herzchen?", frage ich ihn nun. 
"Ich ess' dann Nudeln mit Soße", demotiviert er mich. Nudeln ja, Nudelauflauf nein. 
"Und am Sonntag?" Ich gebe nicht auf. "Wollen wir da einen Schweinebraten machen?"
Zustimmende Geräusche seitens der Männerecke. 
"Dann machen wir zweierlei Klöße!", freue ich mich. "Welche aus Brötchen und aus Kartoffeln!"
"Ich mag keinen aus Kartoffeln". Der Große wieder. 
"Wieso denn nicht?", frage ich bestürzt. Sonst hat er den immer gerne gegessen. 
"Weil mir der nicht so schmeckt."
"Richtig so, Sohn, ich finde die anderen auch besser". Mein Mann klopft seinem Erstgeborenen wohlwollend auf die Schulter. 
Bin ich hier die einzige, die Kartoffelklöße wollte?!
"Gut, dann lassen wir die Kartoffelklöße eben weg". Ich gebe mich geschlagen. 
Eine Weile sehen wir den Kids zu - der eine isst sein Brot, der andere krabbelt über den Boden. Das heißt, der Kleine isst sein Brot und der Große krabbelt unter den Tisch, weil er vor lauter auf-dem-Stuhl-wippen seinen Apfel fallen lassen hat. Dann sieht mein Mann mich wieder an. 
"Und jetzt nochmal: welchen Nudelauflauf meinst du da jetzt!?"

Mittwoch, 6. Juni 2012

Ein Tag im Leben von Lipstickmum

Am späten Nachmittag eines jeden Wochentages, wenn mein Mann von der Arbeit nach Hause kommt, stellt er mir die gleiche Frage. 
"Und Schatz, was habt ihr heute alles so gemacht?"
Einen Teil davon habe ich heute mal fotografiert!

Die Schnecken aus diesem Rezept noch einmal gebacken. Perfekt!

Eine Windeltorte für meine Freundin gebastelt...
...und verpackt

Das Patschehändechen vom Kleinen fotografiert

Den Großen geschimpft, weil er den Kleinen geschubst
hat und dabei die Frikadellen verbrennen lassen


 Was man auf den Bildern nicht sieht


* im Erdgeschoss gesaugt
* im Obergeschoss alle Fenster (12) geputzt. Inklusive Rollläden!
* dem Kleinen hingerissen beim Krabbeln und Aufstehen zugesehen
* dem Großen einige Geschichten vorgelesen
* einen Spaziergang gemacht, um mit dem Großen zur örtlichen Baustelle zu gucken ("Mamaaaa! Da ist ein Bagger! Kommt der zu uns auch mal?!")
* festgestellt, dass der Gatte unseren leicht zu merkenden Hochzeitstag vergessen hat. Hurra!

Umfrage!

Nehmen wir an, ihr wollt neue Fenster in eurem Haus einbauen lassen. Und ihr habt zwei Firmen zur Auswahl, die beide ein gutes Angebot abgegeben haben. Der Preis stimmt bei beiden, die Fenster gefallen euch bei beiden. 
Die eine ist ein seit Jahrzehnten gut laufendes, eher familiär geführtes, kleines Unternehmen. Der Kontakt zum Mitarbeiter war hier sehr gut. 
Das andere ist eine Kette mit vier Niederlassungen, die durch pompöse und moderne Verkaufsausstellungen beeindruckt. Dafür ist euch der zuständige Mitarbeiter unsympathisch, ihr fühlt euch bei ihm als Ansprechpartner nicht gut aufgehoben. 

Für wen entscheidet ihr euch? Und warum? 

Dienstag, 5. Juni 2012

Bloggen von A bis Z - Z wie Zwiespalt

Ich freue mich über jeden Schritt, den meine Kinder machen. 
Das können unbedeutende, kleine Dinge sein - plötzlich kann der Große seine Socken alleine anziehen und der Kleine lernt, wie man winkt. 
Natürlich freu ich mich auch über großen Schritte - der Große ist in drei Monaten ein Kindergartenkind, der Kleine zieht sich nun an manchen Möbeln hoch und läuft ein paar tapsige Schritte daran entlang. Sie entwickeln sich jeden Tag und jeder Tag macht mich stolz. 
Aber es macht mich auch ein bisschen traurig. Weil es soooo schnell geht. 
Nie wieder wird der Große sein Namens-T-Shirt tragen, welches ich ihm zum ersten Geburtstag in Größe 80 bestellt hatte. 
Nie wieder wird der Kleine zum ersten Mal Brei probieren und beschließen, ihn furchtbar zu finden. 
Ständig sitze ich da und denke mir: es wird alles leichter werden, wenn die Kinder erst größer sind. Wenn der Kleine so alt ist wie der Große jetzt und mich versteht, wenn ich zu ihm sage: die Mama muss noch schnell fertig die Wäsche aufhängen, ich komme in drei Minuten! Er wird es verstehen und warten; ungeduldig zwar und bestimmt quengelig, aber er wird nicht einfach weiter weinen, so wie jetzt, weil ihm meine Worte noch nichts sagen. 
Und doch finde ich es schön, sie den ganzen Tag um mich herum zu haben. Die drei Jahre mit dem Großen sind wie im Flug vergangen. Wir haben noch diesen hoffentlich schönen Sommer und dann geht er den halben Tag in den Kindergarten. Er freut sich auf die vielen Kinder, mit denen er spielen kann. Und ich freue mich, weil er sich darauf freut. Und doch fällt mir das Loslassen schwer. 
Was kommt nach dem Kindergarten? Die Grundschule. Dann eine weiterführende Schule und danach vielleicht eine Ausbildung. Auch wenn diese Zeiten jetzt noch in weiter Ferne liegen - eines Tages wird es soweit sein. Und natürlich werde ich stolz sein und mich mit ihnen freuen. Doch ich werde auch mit ein bisschen Wehmut denken: ach, wären sie doch so klein geblieben. 

Sonntag, 3. Juni 2012

Bloggen von A bis Z - Y wie Y-Chromosom

"Das verstehst du nicht. Du bist eben ein Mann."
So oder ähnlich enden bei uns zu Hause geschlechtsspezifische Diskussionen. An irgendeinem Punkt drehen wir uns schließlich im Kreis und entweder sage ich diesen Satz über ihn er oder ihn über mich. 
Zu diesem Thema gibt es deshalb heute von mir drei klischeehaft weibliche und drei klischeehaft männliche Dinge, die mein Mann und ich tun. 

Weibchen
1. Wenn mein Mann in der Nähe ist, lasse ich ihn oft das Auto in die Garage parken.
Das muss ich vielleicht erklären. Wir haben eine Doppelgarage, in der neben unseren beiden Autos auch noch ein Anhänger steht. Das rückwärtige Einparken ist also meist mit Feinspitzengefühl verbunden, um nirgends dagegen zu fahren. Es wäre nicht so, dass ich das nicht könnte. Aber er kann es eben schneller! Und wenn sich die Kids auf dem Rücksitz schon lauthals beschweren, habe ich nicht mehr die nötige Ruhe, meinen Wagen perfekt in seine streichholzschachtelgroße Öffnung zu zirkeln. Deswegen gebe ich diese Tätigkeit gerne mal ab. 
2. Ich finde Mülltrennung gut und wichtig, schaffe es aber untertags nicht, jedes Fetzelchen Plastik artgerecht zu recyclen. Daher haben wir hier oben einen gemeinsamen Müllbehälter für alle Arten von Plastik und Alu, den ich befüllen darf. Mein Mann hat im Keller eine Recyclingecke eingerichtet, wo er dann die entsprechende Nachbearbeitung vornimmt.   
3. Früher war mein Mann als unabhängiger Finanzberater tätig. Aus dieser Zeit hat er viel Wissen mitgenommen. Natürlich besprechen wir anstehende Ausgaben gemeinsam und entscheiden sie auch zusammen, doch er ist der Herrscher über den dadurch anfallenden Schriftverkehr. In seinem Büro bewahrt er sämtliche relevante Unterlagen auf. Ich würde mich bei den vielen Unterlagen mit ihren Anlagen A1 bis Z3883 längst nicht so gut zurecht finden!

Männchen
1. Mein Mann würde seine Wäsche niemals selber waschen. Nicht, weil er es nicht könnte - er hat vor Beginn unserer Beziehung einige Jahre alleine gewohnt - sondern aus diesem einfachen, aber für ihn ausschlaggebenden Grund: er - will - es - nicht.
Dies könnte natürlich zu Problemen führen, sollte ich einmal für ein paar Tage ausfallen. Hatten wir alles schon. Dann zieht er die Sachen ganz hinten im Schrank an, die er sonst nicht so gerne mag. Und so kommt er dann über die Runden.
2. Geburtstage, Namenstage und andere Termine jeder Art schreibe ich in unseren Familienkalender, der gut für alle sichtbar in der Küche hängt. Ich bin der einzige, der etwas hinein schreibt. Und oft bin ich auch der einzige, der hinein schaut! Mein Mann wüsste zwar, wo er gucken muss, hält es aber für praktischer, mich zu fragen, denn ich weiß es meist sowieso auswendig. 
3. Beim Einkaufen möchte er immer den Wagen schieben. Ich laufe mit der Liste vorneweg und werfe alles mögliche in den Einkaufswagen hinein. Das stört ihn nicht. Aber er möchte den Wagen schieben.  

Freitag, 1. Juni 2012

Bloggen von A bis Z - X wie X

Ihr kennt es alle. Bei jeder unserer Internetsessions ist es dabei. Allgegenwärtig, der letzte Ausweg.
Das kleine, rote X zum Schließen der Seite. 

Ich hätte es damals anklicken sollen. Als ich vierzehn war und mein erster Freund mit mir Schluss machte. Über einen Online-Chat. Er war gerade 18 geworden. Er wollte mit mir schlafen, ich mit ihm nicht. 
Natürlich war das nicht der Grund. Er hätte sich wieder in seine Ex verliebt, erklärte er mir, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. Und Liebe ließe sich nun mal nicht zwingen.

Ich sollte es jedes Mal benutzen, wenn ich über bekannte Plattformen Leuten aus meiner Vergangenheit hinterher spioniere. Vergangenheit heißt so, weil es vorbei ist. Das sagte meine Mutter immer. Und doch kommt es mir manchmal so vor, als befände ich mich in einer Zeitschleife. Und würde irgendwo zwischen hier und damals fest hängen.
Sind sie noch miteinander befreundet oder haben auch sie sich entfremdet? Sind sie beruflich eingespannt, haben sie Kinder? Wie viele Leute aus dieser Vergangenheit erinnern sich an mich und geben sogar meinen Namen hin und wieder ein? Oder erinnere nur ich mich an die meisten, während ich für alle anderen verblasst bin?

Ich möchte es immer verwenden, wenn ich etwas schlimmes in den Nachrichten lese. Über aufgefundene Babys, die niemand wollte und die deshalb nicht auf dieser Welt leben durften. Über entführte Kinder, mit deren Eltern man mitbangt, tage- oder sogar monatelang. In manchen Fällen sogar für Jahre. 
Doch all das schlechte verschwindet nicht, in dem man die Website, auf dem es steht, verschwinden lässt. Es ist trotzdem passiert. Für solche Dinge gibt es kein kleines, rotes X. Es wäre schön, wenn es für alle Probleme auf dieser Welt so einen einfachen Ausweg gäbe. 
Doch die Realität sieht anders aus. Das Leben spielt sich - so unglaublich es in der heutigen Zeit auch scheinen mag - auch außerhalb des Internets ab. 
Und dahin werde ich nun zurück kehren. Leise zu meinem Baby gehen und ihm beim Schlafen zusehen. Dankbar sein, für einen weiteren Tag, an dem es uns allen gut geht. 
X.