Sonntag, 15. September 2013

Klärungsbedarf

Nachdem der Große letzte Woche schon zum zweiten Mal nicht in den Kindergarten gehen wollte, weil er Angst hatte, gehaut zu werden, fasste ich mir nun doch ein Herz und sprach die Erzieherin an. Sie empfand diese Situationen nicht als so schlimm und mein Großer sagt es ihr immer gleich, wenn etwas vorfällt. Manchmal ist es auch so, dass er dieses Verhalten vom anderen Jungen provoziert; er nimmt ihm dann etwas weg und laut Erzieherin ist der andere Junge sehr cholerisch. Statt sich den gemopsten Gegenstand zurück zu holen, schlägt er eben um sich. So ganz wusste ich nach diesem Gespräch nun nicht, woran ich war und wie ich mich verhalten sollte; war mein Kind nun also Täter oder Opfer? Oder möglicherweise beides?

Ich verlegte unsere abendliche Sprechstunde auf den Nachmittag. Redete mit Engelszungen auf ihn ein. Dass er mir immer alles sagen könne, aber dazu auch ehrlich sein müsse. Er beharrte darauf, niemanden geärgert zu haben, doch da bleibe ich misstrauisch. Oft ärgert er den Kleinen ja auch und gibt es dann nicht zu. 
Wir redeten also lange über die Thematik. Ich riet ihm, dem anderen Jungen aus dem Weg zu gehen und zwei Tage lang ging es gut. 
Dann wurde der andere Junge für einige Zeit aus der Gruppe geschickt, weil er meinen Großen geschlagen, gezwickt und gebissen hatte. Der Große war direkt verwirrt, als ich ihn abholte; hatte doch die Mama ihm gesagt, wenn er den anderen Jungen nicht ärgert, haut ihn dieser auch nicht. Und schließlich hatte er ihn an diesem Tag nicht geärgert. 
Ich fragte also wieder nach. Es stimmte; der andere Junge war mittendrin auf meinen Großen zugegangen und hatte ihn gehaut. Als die Erzieherin den Jungen vom Großen wegzog, schnappte er sich das Kind, das neben ihm stand und machte mit dem weiter. 
Ich möchte nicht sagen, ich bin beruhigt, weil ich nun weiß, dass es nicht am Großen liegt. Es gibt eben Kinder, die haben Wut in sich und wissen diese Wut nicht anders auszudrücken - als eben mit Gewalt. Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch nicht ein, dass der Große darunter leiden soll.
Ach, alles so schwierig. Wie war das noch einfach, als es nur uns beide gab. Mein Mann pendelte damals noch und wir haben zu zweit die schönsten Ausflüge gemacht. Mit dem Kindergarten haben so viele Probleme angefangen, die wir vorher nicht hatten. 
Irgendwie freue ich mich jetzt schon direkt auf die nächsten Ferien.

2 Kommentare:

  1. Au Backe, der Junge hat Probleme und null Respeckt im Moment. Da kannst du garnichts machen, da müssen die Erzieher sehen wie sie Klar kommen, grad wenn er einfach weiter Haut wer grad da steht.
    Nur ist das echt schwierig (selber mal so einen Fall hatte *seufz)

    Besträcke deinen Großen damit, das er sich nicht falsch Verhalten hat und sag ihm das der andere Junge Probleme hat die er leider nur so zum Ausdruck bringen kann. Dieses Kind ist Arm dran, den es hat vielleicht keine Mama wie dich der er alles sagen kann.

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    1. Der Junge kommt aus einer Familie mit vier Kindern, alles Brüder. Er ist der dritte und sein großer Bruder ist nun das erste Jahr in der Schule. Vorher waren sie zusammen in der Gruppe. Ich vermute, dass er nun versucht, seinen Platz in der Gruppe neu zu finden und wo sein Bruder vorher der klassische "Hau drauf"-Typ war, nimmt er nun diese Rolle ein. Ich halte mich ja meistens für einen wirklich verständnisvollen Menschen und weiß, dass die Kinder immer mal wieder schwierige Phasen haben, aber wenn mein Großer dann immer darunter leiden muss, hält sich das Verständnis dann doch eher in Grenzen :(

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