Dienstag, 13. November 2012

Ich geh' mit meiner Laterne

Gestern war hier im Ort Sankt-Martins-Umzug. Wir waren sooo gespannt, wie es dem Großen gefällt. Er war schon Tage vorher richtig aufgeregt und konnte es gestern gar nicht glauben, dass es endlich soweit ist. Natürlich hatte er im Kindergarten eine niedliche, kleine Laterne gebastelt. 
Bewaffnet mit der Laterne, dem Papa, dem Kleinen und der Oma im Gefolge machen wir uns auf den Weg zum Stadtplatz. Unterwegs holen wir unsere Freundin und deren Tochter ab. Die Kinder gehen in der Mitte, halten Händchen und erzählen sich aufgeregt von Sankt Martin, geteilten Mänteln und  Bettlern.
Schließlich treffen wir ein. Auf dem ganzen Platz wimmelt es von Kindern. Wir entdecken ein paar Mütter, mit denen wir uns gleich unterhalten. Die Kinder zeigen sich ihre Laternen und werden immer unruhiger. 
Es wird dunkel. Da! Da vorne kommt Sankt Martin auf seinem Pferd. Der Große ist ganz ergriffen. So oft hat er diese Geschichte gehört und nun erlebt er sie wirklich. Er darf ganz vorne im Laternenzug gehen, an der Hand seiner Lieblingserzieherin. Sie gehen direkt hinter dem Pferd und singen Laternenlieder. 
Mein Herz geht auf. Ich bin so stolz auf ihn! Er bewegt sich so natürlich in der großen Gruppe von Kindern, überall haben sie seinen Namen gerufen. 
Nach dem Umzug gibt es eine kurze Andacht in der Kirche. Die Lichter gehen aus und die Kinder halten ihre leuchtenden Laternen nach oben. Dazu singen sie. Es ist wunderschön. Sogar der Kleine, der in seinem Schneeanzug besonders niedlich aussieht, bislang aber auf dem Schoß der Oma gewütet hat, wird still. 
Als Martinsgabe bekommen die Kinder noch eine Breze geschenkt. Und dann ist das Zauber wieder vorüber. Wir sammeln den Großen wieder ein und schlendern langsam nach Hause. Nachdenklich geht er an meiner Hand und betrachtet das Licht der Laterne, die sich sanft mit seinen Schritten auf und ab bewegt. 
"Na, mein Großer, hat es dir gefallen?"
Er drückt nur meine Hand, antwortet mir aber nicht. Das macht nichts. Ich verstehe ihn auch so.

4 Kommentare:

  1. Wie süß :) Bei uns war der Umzug schon am Freitag irgendwie hat da kein Kind mitgesungen hat mich etwas traurig gemaht! Wenn ich mal dran denke wie ich mich immer gefreut habe mitzusingen :D

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    1. Ich fand das auch immer toll. Natürlich haben sich die Zeiten seit damals geändert - heutzutage gibt's elektrische Leuchtstäbe, zu meiner Zeit hat man noch Teelichte in die Laternen gestellt - aber die Lieder sind doch die gleichen geblieben. Finde es auch ein bisschen traurig, wenn das gar nicht mehr so im Vordergrund steht.

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  2. Bei uns beginnt der Umzug immer mit einem kurzen Gottesdienst, gestaltet von den Kindergartenkindern. Dann gehts von dort aus ca 800 meter in einem Zug angefuehrt von Musikanten zum Marktplatz auf dem ein riesen Feuer brennt. Dort koennen sich die Kinder dann ihre Zuckerbrezeln abholen.
    Ich freu mich jedes Jahr so drauf...

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    1. Oh, das mit dem Feuer finde ich wahnsinnig schön! Das ist auch etwas ganz besonderes für die Kinder - und natürlich auch für die Erwachsenen. Solche Momente sind es doch, an die man sich später gerne zurück erinnern wird..

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