Samstag, 20. Oktober 2012

Der Elternpost

So! Die Nacht war ruhig. Der Große hustet zwar untertags, aber das liegt an seinem Hustenlöser. Ich denke, hier gehts wieder bergauf. Werde vorsorglich heute aber trotzdem früh ins Bett gehen. Nu für den Fall...

Heute kommen ja meine Eltern zu Besuch, sie bleiben über Nacht. Wie ihr ja wisst, ist das Verhältnis zu meinen Eltern eher schwierig. Wie das kam? Nun, so genau weiß das keiner. Wir wohnen gut dreihundert Kilometer auseinander, mein Vater wurde beruflich versetzt. Meine Schwester wohnt genau in der Mitte, also treffen wir uns meistens dort. 
Schon immer waren meine Eltern eher der Typ Couchpotato. Wenn es abends an der Tür geklingelt hat, sind sie gar nicht aufmachen gegangen - sie haben ja schließlich niemanden eingeladen. Freunde hatten sie kaum und waren auch nicht daran interessiert, welche zu finden. Von der Verwandtschaft haben sie zu niemandem Kontakt ("die sind alle komisch"), nur zu meinen Großeltern und meiner Tante. 
Nun hat es begonnen, dass sie auch zu uns, ihren Kindern, den Kontakt meiden. Erst haben wir zweimal die Woche telefoniert - bis mir irgendwann auffiel, dass immer ich es war, die angerufen hat. Die Besuche wurden spärlich; ich habe ihnen hier extra ein Gästezimmer eingerichtet, doch die dreimal, die sie mich bisher besucht haben, sind sie abends wieder heim gefahren - das war ihnen lieber, aus welchen Gründen auch immer. 
Etwas ratlos begann ich, vermehrt mit meiner Schwester zu telefonieren. Bei ihr war es genauso. Sie kamen zu Besuch, brachten ihr eigenes Gebäck mit (weil sie Angst hatten, der Kuchen meiner Schwester könne ihr nicht schmecken) und fuhren schnellstmöglich wieder nach Hause. Darauf angesprochen sagten sie stets, sie müssten sich ausruhen.
Im August hatten sie dann versprochen, ein paar Tage Urlaub bei mir zu machen. Und ich war so euphorisch. Ich holte Broschüren über Museen und Wanderwege, stellte ihnen ein nettes Programm zusammen. Bis sie am Abend vorher absagten. Sie seien so lang bei meiner Oma gewesen, um sich um Garten und Haus zu kümmern. Nun müssten sie leider wieder nach Hause fahren, um die Blumen zu gießen. 
Ich blieb ganz ruhig. Sagte ihnen aber, dass ich sie nun nicht mehr einladen würde. Das sahen sie auch sofort ein und versprachen, im September zu kommen. 
Sie kamen nicht. 
Nun haben sie sich eben für dieses Wochenende selbst eingeladen. Sie bleiben um die 24 Stunden, von heute Nachmittag bis morgen mittag. Bis nach  dem Mittagessen, das sie selber mitbringen und selber in MEINER Küche kochen wollten, worauf ich etwas unfreundlich reagiert habe.
Es ist schwer zu sagen, wieso sie sich sozial so einigeln. Ich kann es ja verstehen, wenn man mit einem gewissen Alter keine neuen Kontakte mehr knüpfen will. Aber wir sind ihre Kinder. Ich dachte nie, dass sich diese Einigelung mal auf uns erstrecken würde. 

3 Kommentare:

  1. Ohman Ohman das finde ich wirklich traurig! Das tut mir total leid. So penibel kann man doch gar nicht sein und sich sein eigenes Essen mitbringen... Ich mein sie könnten dir ja sagen was sie nicht so gerne essen und das könntest du dann meiden zum Kochen aber soetwas irgendwie richtig respektlos! Da könnten sie mir dann auch gestohlen bleiben! Was sagen denn deine Kinder bzw. der Ältere über Oma und Opa?

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    1. Na ja, für ihn sind das eben nicht die richtige Oma und Opa, weil sie so selten hier sind. Die Eltern meines Mannes sieht er mehrmals die Woche, zu denen hat er einen ganz anderen Bezug. Er mag sie, keine Frage, aber irgendwie sind sie ihm eben doch fremd.

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  2. Hallo,
    ich hab eine kurze Info, ich hab aus ein paar gegebenen Gründen die Domain meines Blogs geändert. Man findet ihn nun unter http://kuestenkind-suse.blogspot.de/

    Liebe Grüße

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