Samstag, 8. Dezember 2012

Samstagabendgedanken

Manchmal, wenn ich tatsächlich mal einen Moment Ruhe habe, staune ich darüber, wo mich mein Leben hingeführt hat. 
Heute war der Große überraschend anhänglich. Auf dem Weihnachtsmarkt wich er mir nicht von der Seite, wollte immer an der Hand bleiben. Wieder daheim wollte er dann auf meinem Schoß sitzen und schmiegte sich an mich. 
"Mama?", sagte er mit fragendem Unterton. 
"Ja, mein Herz?"
"Du bist mein liebster Freund!"
"Oh, das freut mich. Du bist auch mein liebster Freund."
"Wir bleiben immer zusammen, gell? Bis wir alt sind."
"Na sicher machen wir das. So lange du willst."
Das gefiel ihm. Eine Weile überlegte er, was er alles machen könnte, wenn er erst älter wäre (Auto fahren, viel TV schauen, die Kommode erreichen, auf welchem der Adventskalender steht und alle Türchen auf einmal öffnen), dann wurde er wieder ernst. 
"Mama!", sagte er. "Ich hab dich am liebsten auf der Welt!"
"Ich dich auch, Herzchen. Dich und deinen Bruder und deinen Papa."
Mit dieser Antwort war er zufrieden. Er holte sich ein Auto, setzte sich dann wieder neben mich und fuhr mit dem Auto meinen Arm rauf und runter. Und dachte zurück an all die Jahre, die ich ohne Kinder war. 
Was für eine vollkommen andere Gefühlswelt! Da gab es lange Zeit nur mich, um die ich mir Gedanken machen musste. Freunde natürlich und Familie, klar. Aber ich hatte für mich allein die Verantwortung. 
Irgendwann kam dann der Papa der Kids dazu. Ich dachte, ich könne nie einen Menschen mehr lieben als ihn. 
Wie habe ich mich getäuscht. 
Natürlich ist es eine andere Art der Liebe. Eine andere Form. In meinem Leben komme nun nicht mehr ich an erster Stelle, sondern die Jungs. Das wird sich in ein paar Jahren, wenn sie ihre eigenen Wege gehen oder selber Familien gründen, wieder ändern. Die Prioritäten werden sich verschieben. Erst werden sie stundenweise verschwinden, nachmittags zum Spielen zu ihren Freunden. Dann vielleicht für Tage oder Wochen. Oder sogar ausziehen, in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land. Wer weiß, wohin ihr Weg sie führen wird. Aber trotzdem werde ich nie aufhören, mich um sie zu sorgen. 
Und so genieße ich den flüchtigen Moment in der Gegenwart. Und freue mich auf all die Dinge, die noch kommen. 

2 Kommentare:

  1. Ach... wie schön geschrieben! Die Zeit ist schön, wenn sie so anhänglich sind und dich sogar "heiraten" wollen. Ich habe von beiden Jungs einen Heiratsantrag bekommen. Ist das nicht süß!?! Ja, man muss diese Momente so richtig doll genießen!

    Liebe Grüße von Jenny und einen schönen 2. Advent!

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    1. Hihi, das klingt wirklich niedlich. Und in zehn Jahren, wenn sie dann in die gefürchtete Pubertät kommen und wir vermutlich die meiste Zeit mit Streiten verbringen, wünscht man sich doch solche anhänglichen Tage zurück.

      Vielen Dank liebe Jenny, den wünsche ich euch natürlich auch!!

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