Mittwoch, 22. August 2012

Warum ich ein klein bisschen neidisch auf Dornröschen bin


Ich lese den Kindern oft Märchen vor. Pinocchio, Schneewittchen, Cinderella. Die Bremer Stadtmusikanten, Alice im Wunderland, Alladin. Und natürlich auch Dornröschen. Jeder kennt die Geschichte des entzückenden, jungen Mädchens, das hundert Jahre schlafen sollte. 
Ich würde wahnsinnig gerne mit ihr tauschen. 

Schlafentzug ist eine anerkannte Foltermethode. Mittlerweile merke ich die Nebenwirkungen nach einem Jahr mit circa dreieinhalb Stunden Schlaf pro Nacht schon recht deutlich: ständig bin ich gereizt und ständig vertippe ich mich, weil ich mich gar nicht mehr konzentrieren kann.

Was tut man nicht alles für die Kinder.

Der Kleine bekommt oben gerade vier Zähne gleichzeitig. In einem Wachstumsschub steckt er auch. Und heiß ist es obendrein. Das alles sind mögliche Erklärungen für sein gestriges, dreistündiges, mehrstimmiges Schreiorchester, welches darin endete, dass ich mit dem Kind auf dem Arm durchs Haus lief, neurotisch vor mich hin summte, während ich ihm über den Rücken strich und darauf wartete, dass der Schlaf ihn doch noch übermannte. 
Schlafentzug macht aber vor allem eines: er nervt. 

Heute mittag schlief der nörgelige Wutknubbel dann den Schlaf der Gerechten.  Der Große Gott sei Dank auch. Ich räumte auf, hängte Wäsche auf und legte mich selbst noch ein bisschen hin. Das hat meine Laune schon beträchtlich gehoben. Außerdem ist es nun schon 15:20 Uhr und gegen 17 Uhr trudelt gemütlich der Gatte ein. So lange ist das nicht mehr und dann habe ich hier einen Erwachsenen mehr, dem ich mein nächtliches Leid klagen kann. Denn der Gatte und der Große haben natürlich alles verschlafen. 

In der Zeit, bis ich mir etwas einfallen lasse, das wir zu Abend essen, werde ich Musik hören. Die Kids spielen gerade Rücken an Rücken auf dem Boden und haben noch nicht gemerkt, dass sie sich seit fünf Minuten nicht geärgert haben. Aber sie mögen beide gerne Musik, also lässt sich das herrlich verbinden. 
Ach ja. Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich wollte das Kinderzimmer vom Kleinen umstellen. Am Ende steht sein Bett auf einer Wasserader und daran liegt seine Nicht-Schlaferei. An sich glaube ich an so etwas nicht, bin aber mittlerweile gewillt, alles zu tun, sei der Strohhalm auch noch so klein. An irgend etwas muss ich mich klammern. 
Na ja. Dann nehmen wir die Musik eben mit. Verrücken ein paar Möbel und hoffen, dass die Angst vor der nächsten Angst nicht berechtigt ist. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen