Samstag, 14. Juli 2012

Stammtisch

Vor einiger Zeit war ich mit dem Großen in einer Kinderspielgruppe. Ich dachte, dort lernen wir andere Mütter und Kids kennen, wir kannten hier ja niemanden, als wir herzogen. Also außer der Verwandtschaft meines Mannes und seinem alten Freundeskreis. Aber Mütter mit Kindern waren da nicht dabei. 
Also freuten wir uns auf das erste Treffen. Um dann festzustellen, dass sich ausnahmslos alle anderen Mütter bereits kannten. 
Natürlich unterhielten sie sich angeregt. Ich saß daneben und hörte zu oder rannte dem Großen hinterher, der sich irgendeinen verbotenen Unfug ausdachte, um mich fit zu halten. Trotzdem versuchte ich mich immer wieder in Gespräche einzubringen und hörte ihnen ein wenig niedergeschlagen zu, wenn sie sich über eines ihrer privaten Treffen unterhielten, zu dem ich nicht eingeladen worden war.
Nach dreißig Einheiten ging der Kurs zu Ende. Ich gab es auf und dachte, ich würde eben nie in diesen erlesenen Kreis hinein kommen. Da geschah es ganz unerwartet: sie luden mich abends zum Müttertreff ein. Das heißt, etwas essen gehen und über die Kinder herziehen. 
Dabei sind wir geblieben. Mit einer der Mütter treffe ich mich mittlerweile öfters, unsere Kinder sind gleich alt und wir wohnen in der gleichen Gegend. Gestern war es jedenfalls wieder so weit. Mit meiner Freundin betrete ich die In-Kneipe, in die es diesmal geht. 
Wir bestellen Cocktails und unterhalten uns. Danach bestellen wir noch eine zweite Runde und unterhalten uns noch besser. Wir tauschen lustige Anekdoten über die Kinder und die Herausforderungen, die sie so mit sich bringen, aus, sprechen über das für uns bald beginnende Kindergartenjahr und reden über gemeinsame Bekannte. 

Die Rechnung für den doch recht süffigen Abend bekomme ich heute morgen Punkt 6 Uhr. Der Kleine ist schon wach und macht hohe Kreischlaute, um auf sich aufmerksam zu machen. Ist der sonst auch immer so laut!?
Ich schleppe mich aus dem Bett und mache der Rasselbande Frühstück. Der Große redet heute auch furchtbar laut. Und mein Mann schnäuzt sich in einer Lautstärke, dass er locker als Benjamin Blümchen durchgehen könnte. 
Ich richte mein verquollenes, inneres Auge auf das Bett und beginne, die Stunden zu zählen, bis ich wieder schlafen gehen kann. Sieht momentan nicht gut aus. 
Mein Mann betrachtet mich mitleidslos. 
"Und, wie war der Abend gestern?", fragt er schließlich.
"Gut. Feuchtfröhlich", antworte ich. 
"Ach, hast du ein bisschen zu viel getrunken!?", fragt er mich süffisant. Das kann ich ja gleich gar nicht leiden. Wenn er abends mit seinen Freunden weg war, schläft er am nächsten Morgen prinzipiell aus. Ich habe dieses Privileg nicht. Dem zeig ich's.
"Ach weißt du", antworte ich gedehnt und lehne mich in meinem Stuhl zurück, "an so viel kann ich mich eigentlich nicht mehr erinnern. Ab dem zweiten Mal, wo ich mit meiner Freundin zum Tanzen auf den Tisch gestiegen bin, ist alles ziemlich verschwommen."
Ha, das hat gesessen. Jetzt schaut er aber blöd. Das gönne ich ihm nun so richtig. 

Ich stand natürlich nicht zum Tanzen auf einem Tisch. Aber das braucht er ja erst mal nicht wissen ;)

6 Kommentare:

  1. Wie schön! Hatte viel Spaß beim Lesen, danke ;)

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  2. hehe, bei mir steht so ein abend noch in den sternen. still die kleine noch und die will keine milch aus der flasche, sogar wenn es meine abgepumpte ist :(.. schön das du spaß hattest!

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    1. Ach, das Problem hatte ich auch lange. Habe beide Kids das erste halbe Jahr voll gestillt, da war ich natürlich für längere Zeiträume unverzichtbar - Flasche füttern haben meine Jungs auch nicht akzeptiert. Aber jetzt wird der Kleine bald ein Jahr und isst viel vom Tisch mit..da bin ich auch endlich wieder flexibler :)

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  3. So sind die Frauen also *g

    Noch mehr könntest Du ihn piesacken, wenn Du von der anregenden Unterhaltung mit Michael erzählen würdest...

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    1. Für anregende Gespräche wäre in unserer Runde gar kein Platz gewesen. Wir waren so mit unseren Problemen beschäftigt, dass wir nicht mal geguckt haben, wer neben uns saß ;)

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