Donnerstag, 9. August 2012

How I Met Your Father - Part III

Kinder, heute erzähle ich euch weiter die Geschichte, wie ich euren Vater kennen lernte.

Ich begann, abends mit eurer Tante wegzugehen. Wir schminkten mich etwas älter und so gelang es mir mit fünfzehn, bereits in die Discos für Volljährige zu kommen. 
Hingerissen tranken wir unsere Desperados und lauschten den Schlagern, die wir auswendig mitsingen konnten. Da trat plötzlich ein blonder Mann neben uns und schenkte uns zwei Wunderkerzen, die wir gleich entzündeten. 
Ich behielt den Blonden im Auge; ich hatte ihn schon öfters gesehen, er war anscheinend ebenfalls ein Stammgast. Er erschien stets in Begleitung eines kleinen, dürren und eines großen, muskulösen Freundes. 

Wir kamen mit den drei Kerlen nach diesem Abend öfters ins Gespräch. Und nach ein paar Wochen saßen wir bei ihnen am Tisch. Wir tranken zusammen Wodka, rauchten zusammen unsere Zigaretten (fünf Personen - fünf Raucher) und unterhielten uns schreiend über Gott und die Welt. 
Der Blonde war ein typischer, gutaussehender Aufreißer, der eigentlich so gut wie jedes Wochenende eine andere Frau mit nach Hause nahm.
Der große, muskulöse Mann bändelte bald mit eurer Tante an. Es blieb allerdings eine recht einseitige Anhimmelei, da eure Tante damals schon mit eurem Onkel zusammen war - und es auch heute noch ist. 
Und der kleine dürre Kerl, der mir anfangs nicht mal aufgefallen war, war Tim. 

Mit Tim begann es Schlag auf Schlag. Erst unterhielten wir uns kaum, dann kamen wir ins Gespräch - und hörten nicht mehr damit auf. Wir redeten den ganzen Abend, fünf Stunden lang. Danach schrieben wir uns fleißig SMS und telefonierten. 
Dann, plötzlich - Funkstille. Ich verstand es nicht, doch bald stellte sich heraus, dass er wieder mit seiner Ex zusammen war. Es lief nicht wirklich gut, deshalb trennten sie sich bald wieder. Und natürlich ließ ich es noch einmal darauf ankommen und versuchte es wieder mit Tim.
Es folgten ein paar harmonische Wochen, bis es plötzlich von seiner Seite aus wieder Funkstille gab. Dann die Erklärung: er hatte eine neue Freundin. Ich begann mich zu fragen, wo er immer so schnell die Frauen her bekam, wo wir doch eigentlich recht viel Zeit miteinander verbrachten. Aber so richtig zusammen waren wir eben nie gewesen. 
Umso mehr ärgerte es mich, dass seine neue Freundin furchtbar nett war. Ich verstand mich mit ihr bald besser als er, was ihm nicht passte. Wir gingen zusammen weg, lachten viel. Er saß missmutig alleine am Tisch, während alle anderen beim Tanzen waren.
Die beiden blieben gut drei Monate zusammen. In dieser Zeit hatte ich zwar nach wie vor Gefühle für Tim, doch durch meine Freundschaft zu seiner Freundin und die vielen gescheiterten Versuche waren sie nicht mehr sehr intensiv. Ich konnte gut damit leben, dass es mit uns nichts geworden war. 
Dann trennten die beiden sich. Sie hatte bald einen neuen Freund, während er single blieb. Dann starb jemand aus seiner Verwandtschaft - und wieder war ich es, die ihn tröstete, ihn wieder aufbaute, für ihn da war. 
Da beschlossen wir, es noch ein letztes Mal zu versuchen. 
Es folgte eine recht schöne Zeit. Endlich einmal fühlte ich mich was ihn betraf halbwegs sicher, er entschuldigte sich für sein vergangenes Verhalten mir gegenüber, es lief alles rund. Wir hielten das ganze etwas geheim, worauf vor allem ich bestand. Ich wollte erst abwarten, wie sich alles entwickelt. 
Nun, ich musste nicht lange warten. Seine Ex, die inzwischen meine Freundin geworden war, bot ihm eine zweite Chance an, da es mit ihrem Lover nicht gut gelaufen war. Und er wollte sofort. 

Nun könnte man meinen, nach diesem letzten Paukenschlag wäre es mir richtig schlecht gegangen. Doch Kinder, stattdessen war es so, als wäre ein Schalter umgelegt worden sein. Nach knapp anderthalb Jahren hin und her, auf und ab konnte ich endlich und endgültig sagen: genug. Es soll eben nicht sein mit uns beiden. Und als wäre diese Erkenntnis längst überfällig gewesen, waren die Gefühle mit einem Schlag weg. Statt ihm hinterher zu trauern, blickte ich nach vorne - und freute mich auf das, was kam. 

Was aus ihm geworden ist, wollt ihr wissen? Nun, ich kann es euch nicht sagen. Wir haben schon seit Jahren keinerlei Kontakt mehr. Und wenn ich ehrlich bin, fehlt mir nichts. Ich war damals fünfzehn und wollte die erste große Liebe erleben. Man sagt ja, diese vergisst man nicht und so erinnere ich mich auch heute noch an Tim und könnte euch genau sagen, wie er damals aussah, roch und sprach. Doch jetzt, zwölf Jahre später habe ich euch und mein Leben mit euch und eurem Vater. Wie ich ihn kennen gelernt habe, wollt ihr wissen? Nun, da müsst ihr euch noch ein bisschen gedulden ;)

4 Kommentare:

  1. Ohje wenn man bedenkt wie naiv man mal war :D

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    1. Ich finde das auch immer wieder erstaunlich. Heute würde ich auf so eine Hinhaltetaktik nicht mehr rein fallen, aber damals dachte ich eben, Drama gehört irgendwie dazu ;)

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  2. das liest sich soooo schön und macht bestimmt auch riesen Spaß sich auf diese Weise mal wieder an die eigene Vergangenheit zu erinnern ;) Aber für sowas sind Blogs ja auch irgendwie da.

    Apropos Blog: Ich verleihe dir hiermit (mehr oder weniger feierlich) den Kinderschuh-Blog-Award und hoffe, du freust dich ein bisschen!

    http://weber-chaoten.blogspot.de/2012/08/und-der-zweite-folgt-sogleich.html

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    1. Ein Award!? *waaaah* Da freue ich mich natürlich! Werde das dann in die kommenden Posts einbauen, vielen Dank!

      Ja, jetzt wo ich älter bin, den Mann meiner Vorstellungen getroffen habe und die Suche zu Ende ist, ist es irgendwie witzig, sich an den Weg dahin zurück zu erinnern ;)

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