Samstag, 16. Juni 2012

Der schlafende Betonmischer

Bis der Große anderthalb Jahre alt war, hat mein Mann gependelt. Er hat in der Großstadt gearbeitet und war nur am Wochenende hier. Man gewöhnt sich an alles, auch wenn er natürlich viele Momente im ersten Jahr des eigenen Kindes verpasst hat. Und das Verhältnis zwischen den beiden ist heute noch nicht so eng, wie es sein könnte. 
Der Kleine hingegen - ein typischer, moppeliger Sonnenschein, der nur nachts und zahnbedingt zum Monster mutiert - steht total auf seinen Vater. Wann immer er ihn irgendwo in der Ferne erspechtet, beginnt er wild auf meinem Arm auf und ab zu zappeln. Dann winkt er mit beiden speckigen Ärmchen. Und lacht dazu über das ganze Gesichtchen, bis der Papa ihn nimmt. Ist direkt schön zum Zusehen. 
Der Große und sein Papa geraten oft aneinander. Sie sind sich sehr ähnlich und haben teilweise den gleichen, merkwürdigen Humor, den nur sie beide verstehen. 
Jetzt gerade zum Beispiel tun sie es schon wieder. 
"Großer, du räumst jetzt deine Autos auf!"
"Nein. Sollst du machen!"
"GROßER! Wenn der Papa sagt, du sollst aufräumen, dann räumst du auf!!"
"Warum denn?"
"Weil der Papa das gesagt hat!"
"Warum hast denn du das gesagt!?"
Dem Papa geht langsam die Geduld aus. Ich bringe mich ein. 
"Herzchen, du weißt doch, dass man am Ende des Tages aufräumt. Damit die Spielzeuge in ihren Kisten gut schlafen können!"
Das leuchtet ihm ein. Klaglos beginnt er aufzuräumen. Mein Mann staunt. Der denkt immer, ich lasse den Kids hier den ganzen Tag alles durchgehen. Dabei führe ich hier ein straffes Regiment. Das traut mir nur immer keiner zu. 
Aha. Nun hat der Große beim Aufräumen einen lange verschollenen Freund gefunden: den kleinen, gelben Betonmischer! Natürlich ist das Aufräumen vergessen. Träumerisch fährt er mit dem Betonmischer über den Teppich und macht dabei leise Rattergeräusche nach. Eine Weile sehen wir ihm zu, dann erinnern wir ihn daran, dass der Betonmischer schon müde ist. Und so wandert er zu den anderen Autos in die Kiste.
"Sind keine Autos, Mama! Sind Fahrzeuge!"
Na gut. Dann eben zu den Fahrzeugen.

3 Kommentare:

  1. Aufräumdiskussionen verknüpfen wir bei unseren Enkelkindern an weitere Aktivitäten. Kein neues gemeinsames Spiel, bevor das davor nicht wenigstens halbwegs vernünftig zur Seite geräumt ist. Und ehe sie uns wieder verlassen wird das allermeiste Spielzeug wieder ordentlich verstaut oder die Spuren beseitigt.
    Gibt auch selten Diskussionen, da sie um unsere Konsequenz wissen.
    Hast jedoch Recht wenn du sagst, dass es bei den Großeltern nicht der (zermürbende) Alltag ist, sondern eher eine Ausnahmesituation.

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    1. Den Großeltern lasse ich auch mehr durchgehen. Die sind ja auch irgendwo zum Verwöhnen da! Da können die Kids dann gerne mal Süßes essen, das gibt's zu Hause dann nicht so oft. Für den Kleinen noch gar nicht. Aber aufs Aufräumen bestehe ich schon. Muss er im Kindergarten ja dann auch bald machen. Auch wenn wir bei den Großeltern sind muss er vor dem Heimgehen seine Spielsachen wieder aufräumen. Aber mein Mann ist abends beim Aufräumen nicht so oft da, dann versucht er natürlich, sich zu drücken. Bei mir weiß er schon, dass ihm das nichts bringt ;)

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  2. Das ist bei uns umgekehrt, bei den Eltern gehen die Kids (fast) über Tische und Bänke, dies gibt es bei uns nicht. Wir sind oft strenger. Ausufern gibt es bei uns weder mit der Unordnung nach dem Spielen noch mit dem 'Geschmadder' beim Essen oder mit Süßigkeiten. Sie wissen halt, dass wir ziemlich konsequent sind und kommen damit auch bestens zurecht.

    Die Versuche uns zu überlisten kennen wir auch, da wir uns aber unterhalten und auch unsere Ansichten kennen, wissen wir meistens die Vorgaben des Partners. Das Überlisten klappt daher nur sehr selten.

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