Freitag, 25. Mai 2012

Bloggen von A bis Z - S wie Sara

Als ich neulich über die Freundschaft schrieb, die ich mit siebzehn hatte und die ein Jahr später zerbrach, begann ich immer öfter, darüber nachzudenken, was damals passiert ist.

Ich lernte Sara auf der Schule kennen, sie war in meiner Parallelklasse. Wir gingen zusammen von der Schule ab, bewegten uns im gleichen Freundeskreis. Irgendwann stellten wir fest, dass wir auch zu zweit funktionierten und so wurde die Freundschaft immer enger. 
Sie machte ihren Führerschein und bekam ein Auto von ihren Eltern geschenkt. Fortan fuhren wir überallhin - sei es ins Autokino, an den See, zu McDonald's oder in die Disco. Ich trank aus Solidarität keinen Alkohol, da sie ja auch nüchtern bleiben musste. Und wir hatten trotzdem jede Menge Spaß. 
Ich kannte einen Jungen namens Timo. Sara beschloss eines Tages, auf Timo zu stehen. So kamen er und seine beiden Freunde zu uns. 
Timo und Sara wurden bald ein Paar. Wir waren oft zu dritt unterwegs. Das störte mich überhaupt nicht, denn ich gönnte den beiden ihr Glück. Ich selbst war sehr verliebt in einen der beiden Freunde von Timo. Doch das ging nach kurzer Zeit auseinander. 
Dadurch - und dass ich lange nach einem guten Job suchte - sank mein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl gegen Null. Mir wurde bewusst, dass ich nichts mehr hatte - keine Liebe, keinen Job, kein Ziel - nur noch die Freundschaft zu Sara. Also versuchte ich, die perfekte beste Freundin zu sein, um sie nicht auch noch zu verlieren. 
Ich sagte ihr, wie froh ich war, dass sie und Timo so glücklich waren. Dass sie etwas hatte, von dem ich auch träumte.
Da sagte sie, es klang so, als wäre ich in Timo verliebt. 
Ich freute mich, als ich endlich einen Job fand. Man hatte mir im Vorstellungsgespräch gesagt, dass es mehr als 100 Bewerber gegeben hatte. Und ich war genommen worden! Ich, der Mensch, der nie etwas richtig gemacht zu haben schien.
Da sagte sie, ich brauche nicht so anzugeben.
Ich machte meinen Führerschein und freute mich, dass sie nun nicht immer mich heim fahren müsse, sondern ich ihr nun endlich etwas zurück geben könne. 
Da sagte sie, ihr Auto wäre mir wohl nicht mehr gut genug und eine Leistung sei es nicht von mir - einen Führerschein hätte jeder zweite Mensch in Deutschland. 

Unbeirrt davon, wie die Freundschaft sich entwickelte, freute ich mich auf unseren gemeinsamen Urlaub. Wir hatten uns für ein Hotel in Italien entschieden. Als wir auf dem Weg ins Reisebüro waren, um den Trip zu buchen, sagte sie, sie hätte schon lange mit mir über dieses Thema reden wollen. Timo wolle auch mit ihr in Urlaub fahren. Ob wir nicht zu dritt fahren könnten? Ich könne mir ja ein Einzelzimmer neben ihrem Doppelzimmer nehmen. 
Ich war traurig und enttäuscht. Aber ich müsse das verstehen, sagte sie. Sie war noch nie mit ihm in Urlaub. Mit mir auch nicht, dachte ich. Und ließ die beiden alleine fahren.

In den zwei Wochen, als sie weg waren, dachte ich viel nach. Und stellte fest, dass es nicht so schlimm war, allein zu sein, wie ich gedacht hatte. 
Als sie zurück kamen, sagte sie, ich hätte mich verändert. Käme arrogant rüber. Ich sagte nichts dazu.
Als ich die Ausbildung begann, lernte ich neue Leute kennen. Als ich erwähnte, dass eine meiner Kolleginnen ein Tattoo hätte und ich mir das für mich auch vorstellen könnte, schrieb sie auf ihrer Homepage, ich hätte mich zu einer arroganten Tussi mit asozialem Aussehen und Umfeld entwickelt. Da war der Punkt erreicht, an dem ich die Freundschaft von meiner Seite aus als beendet betrachtete. 
Was letztlich alles schief ging, kann ich gar nicht sagen. Dass sich ihre Bemerkungen nun nicht mehr nur auf mich, sondern auch auf Personen, die sie nicht mal kannte, erstreckten, war zu viel. Heute aus der Distanz betrachtet verstehe ich nicht mehr, wieso ich so versucht habe, an dieser Freundschaft festzuhalten. Damals wusste ich nicht, dass es immer irgendwie weiter geht und dass ich wieder Freunde finden würde. 
Es ging weiter. Und ich fand Freunde, sogar sehr gute. Ab und an höre ich noch von Sara. Doch es würde mir nichts mehr fehlen, wenn es nicht so wäre.

6 Kommentare:

  1. Natürlich hast Du dich verändert....Füherschein,Job....damit hast Du sicher sehr viel mehr Selbstvertrauen ausgestrahlt!Warst selbst nicht mehr das "kleine Mäuschen",dass auf die Freundin angewiesen ist....
    Schade das es dann so auseinander gehen musste!
    Ich kenn das aber sehr gut.

    Liebe Grüße von Pia

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    1. Ja, besonders der Job hat mir Anerkennung gebracht und das ist für das Selbstvertrauen ein enormer Schub. Es ist normal, dass nicht alle Freundschaften halten und man sich manchmal auseinander entwickelt. Aber ich habe das Gefühl, ich habe alles getan, irgendwann hätte von ihr etwas zurück kommen müssen. Und so habe ich es als Erfahrung verbucht und nach vorne gesehen.

      Liebe Grüße zurück!

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  2. Das kennt wohl jeder so oder so ähnlich. Menschen verändern sich und sind dann plötzlich nicht mehr passend.

    Hab vor Jahren mal ML-Mona Lisa gesehen und da sagte Elke Heidenreich zum Thema 'Beste Freundin':

    "Beste Freundin?
    Eine beste Freundin habe ich gar nicht. Es gab verschiedene beste Freundinnen zu verschiedenen Zeiten."

    So ist es wohl. Auch sind verschiedene Freunde für verschiedene Themen zuständig, nicht jeder für alles. Da lag ich in der Jugend auch falsch.

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    1. Ja, das sehe ich auch so. Ich hätte mich nicht so auf sie versteifen dürfen und immer nur versuchen, ihr alles recht zu machen - so etwas würde ich heute nicht mehr machen. Natürlich muss man in jeder Freundschaft manche Kompromisse machen oder hat unterschiedliche Ansichten. Aber ich umgekehrt habe nie etwas an ihr in Frage gestellt. Ich habe sie genommen, wie sie ist. Dass das einseitig war, ist mir erst später im Rückblick auf diese Freundschaft aufgefallen.

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  3. Irgendwie traurig die Geschichte, aber eben real life! Kenne solche ähnlichen Erfahrunge leider auch!

    Ich drück dich ganz fest und find es schön, dass du dich weiterentwickelt hast!

    Liebste Grüße von Jenny

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    1. Danke, das ist sehr lieb von dir! Liebe Grüße zurück!

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